Bierblase

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ANALYSE. Dominik Wlazny steht mit seiner Partei für ein Phänomen, das viel mehr Aufmerksamkeit verdient. Obwohl oder gerade weil er sich schwertut, das Mitgliederziel für eine Kandidatur bei der Nationalratswahl zu erreichen.

Bei einer Wahl heute, also ohne Wahlkampf, würde es die Bierpartei von Dominik Wlazny mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in den Nationalrat bringen. Im APA-Wahltrend werden ihr sechs Prozent ausgewiesen. Auf kommunaler Ebene wurde sie vom Meinungsforschungsinstitut „Unique Research“ im vergangenen Herbst in Wien gar bei zwölf Prozent gesehen. Bei einer fiktiven Bürgermeister-Direktwahl hätte Wlazny gar 17 Prozent zusammengebracht – und damit mehr als die Kandidatinnen und Kandidaten von FPÖ, ÖVP, Neos und Grünen.

Vor diesem Hintergrund überrascht es nicht, dass er die Absicht verfolgt, bei der Nationalratswahl anzutreten. Mitte Jänner verkündete er das, wies allerdings darauf hin: Zumal sich die Partei aus Beiträgen finanzieren soll, lautet die Bedingung, dass bis Ende April rund 20.000 Mitglieder zusammenkommen.

Zu diesem Zeitpunkt hatte die Bierpartei laut einem „Kurier“-Bericht 1251 Mitglieder. In den ersten 24 Stunden danach habe es 2216 Neuzugänge gegeben. Nach einer Woche hielt die Partei laut der Zeitung bei rund 4750 Mitgliedern. Diese Woche, also acht Wochen später, teilte ein Funktionär bei einer Veranstaltung in Salzburg mit, dass man fast der Hälfte der angepeilten 20.000 erreicht habe; nämlich 8500. Das bedeutet, dass in den verbleibenden knapp sechs Wochen noch weitere 11.500 folgen müssten.

War das Ziel von Wlazny zu ambitioniert? Vielleicht. Vielleicht wird er es ja noch erreichen. Das Ganze zeigt jedoch, dass es bemerkenswerte Gegensätze gibt: Auf der einen Seite stehen sensationelle Umfrageergebnisse (und auch schon ein beachtliches Ergebnis bei der Bundespräsidenten-Wahl 2022); auf der anderen Seite bleiben – gemessen daran – wenige Menschen übrig, die der Partei beitreten, geschweige denn für sie rennen würden, um wirklich für ein besseres Österreich zu kämpfen.

Die Bierpartei ist weit davon entfernt, eine starke Partei zu sein. Dafür gibt es viele Erklärungen. Erstens: Es geht ausschließlich um Wlazny, die Person. Zweitens: Sie steht nicht so sehr für, sondern eher gegen etwas. Nennenswerten Inhalt hat sie keinen. Gewählt wird sie, weil Wlazny sympathisch und glaubwürdig wirkt; er klopft keine Sprüche und gesteht es auch gerne ein, wenn er etwas nicht weiß. Wichtiger: Er will die Demokratie nicht zertrümmern wie die FPÖ und hat keine Korruptionsaffären am Hals wie die ÖVP; oder einen Koalitionspartner wie die Grünen. Das trägt summa summarum zu den erwähnten Umfragewerten von Wlazny und der Bierpartei bei. Es mag keine Inhalte geben, in den Augen sehr vieler aber auch keine bösen Absichten und andere Dinge, die frustrieren.

Das könnte viel erklären. Ohne Wlazny ist die Bierpartei nicht; und die Bierpartei ist auch mit ihm nur so lange, so lange ein beträchtlicher Teil der Wählerschaft nicht nur kein attraktives, sondern unter anderem auch ein Angebot vorfindet, das für einen Niedergang des Politischen steht. Das kann sie lange tragen, aber nicht ewig. Vor allen aber reicht es nicht einmal dafür aus, um tausende Menschen vom Boden- bis zum Neusiedlersee dafür zu gewinnen, eine Massenbewegung zu bilden, die eine größere Partei ergeben könnte. Dafür hat sie auch vielen ihrer Wähler oder Sympathisanten zu wenig zu bieten.

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