ANALYSE. Die SPÖ braucht den Traiskirchner Bürgermeister – vor allem, falls sich bei der Mitgliederbefragung diese Woche Rendi-Wagner oder Doskozil durchsetzen sollte.
Ob sich Andreas Babler, der sich neben Amtsinhaberin Pamela Rendi-Wagner und Hans Peter Doskozil um den SPÖ-Vorsitz bemüht, bei der Mitgliederbefragung durchsetzen wird und als Dritter Erster werden könnte, wie „Die Presse“ schreibt, wird sich weisen; am Donnerstag sollte man es wissen. Fakt ist, dass er im Unterschied zu seinen beiden Mitbewerbern bereits gewonnen hat. Und zwar auch dann, wenn er nur Zweiter oder Dritter werden sollte.
Die österreichische Sozialdemokratie gibt gerade ein Lebenszeichen von sich. Zu verdanken hat sie das dem Traiskirchner Bürgermeister: Nicht zuletzt bei Linken in der Partei hat er Hoffnung geweckt. Er hat eine Basis wiederbelebt, die kaum noch wahrnehmbar war. Bemerkenswert oft ist es ihm gelungen, eine „Flamme“ zu entzünden, um es mit seinen Worten zu sagen.
Sollte der 50-Jährige die Mitgliederbefragung für sich entscheiden und auf einem Parteitag zum SPÖ-Vorsitzenden gekürt werden sowie schließlich als Spitzenkandidat in eine Nationalratswahl noch heuer oder erst im kommenden Jahr ziehen, ist nicht gesagt, dass er ebendort Platz eins erobern und dann Kanzler werden könnte. Weil es bereits zu einer starken Verschiebung nach rechts gekommen ist, könnte das Doskozil vielleicht sogar eher gelingen: Dass Babler Genossinnen und Genossen begeistert, muss noch nicht heißen, dass er eine Mehrheit der Wahlberechtigten überzeugt.
Andreas Babler steht jedoch für drei Dinge, die der SPÖ fehlen und die sie dringend braucht für ihre längerfristige Entwicklung: Leidenschaft, parteiinterne Demokratisierung und ein Fokus auf eine urbane, eher links stehende Wählerschaft.
Diese Wählerschaft hat sich von der SPÖ entfernt, lässt Kommunisten in Salzburg erfolgreich sein oder auch einem wie Dominik Wlazny erhebliche Potenziale zukommen, die für die Partei gefährlich sind. Anders ausgedrückt: Auch wenn man Wahlen noch immer in einer breiten, in sich zersplitternden Mitte gewinnt, darf links von der SPÖ nicht zu viel Platz sein. Sonst riskiert sie, zerrieben zu werden. Wie in der Stadt Salzburg, wo sie bei der Landtagswahl Ende April hinter die Kommunisten von Kay-Michael Dankl zurückgefallen ist.
Mit der parteiinternen Demokratisierung ist dies gemeint: Mächtige, beharrliche Kräfte wie der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig, der Pamela Rendi-Wagner unterstützt, haben verlernt, in den eigenen Reihen etwas zuzulassen. Ludwig bildet mit seinem Kabinett in der Stadtregierung unterschiedliche Strömungen ab, die Begeisterung, die Babler gerade auch in Wien auslöst an der Basis, ist aber ein Signal: Hier würde es Bedarf für viel mehr geben.
Insofern ist Babler derjenige, der bereits als Gewinner dieser Mitgliederbefragung feststeht. Natürlich, wenn er nur Zweiter oder Dritter wird, könnte die Bundespartei versuchen, ihn zu vergessen und zur Tagesordnung zurückkehren. Das wäre jedoch dumm. Gerade wenn Rendi-Wagner Vorsitzende bleiben oder es Doskozil werden sollte, müsste sie Babler sichtbar einbinden, um zu nützen, was mit ihm einhergeht.