ZAHLEN ZUM TAG. Eine Mehrheit der FPÖ-Wähler ist der Überzeugung, dass Österreich nicht von der Mitgliedschaft bei der Europäischen Union profitiert. Das ist kein Zufall und heißt etwas.
58 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher finden, dass das eigene Land profitiert von der EU-Mitgliedschaft. Das hat eine Eurobarometer- bzw. EU-Wahl-Nachbefragung im vergangenen Oktober ergeben. Man könnte jetzt sagen, das sei doch erfreulich, immerhin eine Mehrheit. Dabei könnte man im Übrigen darauf verweisen, dass nur 35 Prozent der Überzeugung sind, dass man nicht profitiert von der Mitgliedschaft.
Damit würde man es sich jedoch zu einfach machen. Erstens: Im europäischen Vergleich sind die 58 Prozent wenig und die 35 Prozent viel, EU-weit handelt es sich um 70 bzw. 24 Prozent.
Zweitens: Bei FPÖ-Wählern meint eine klare Mehrheit von 62 Prozent, dass Österreich nicht davon profitiert, Teil der Europäischen Union zu sein. Bei ÖVP- und SPÖ-Wählern tut das nur ein Viertel, bei Neos- und Grünen-Wählern sind es noch weniger. Bei ihnen sind die Angaben aber nicht aussagekräftig (zu wenig Befragte).
Der Anteil bei den FPÖ-Wählern kommt nicht irgendwoher: Seit Jörg Haider bemüht sich die Partei, Menschen anzusprechen, die der europäischen Integration eher ablehnend gegenüberstehen. Mit Erfolg: Bei diesen Leuten ist sie hoch im Kurs.
Wichtiger ist, was nun damit einhergehen könnte: Herbert Kickl setzt die Linie nicht nur fort, gezielter noch als Haider oder auch Heinz-Christian Strache versuchte er Leute, die er mit bestimmten Botschaften gewonnen hat, auch bei Laune zu halten. Sprich: Es ist nicht davon auszugehen, dass er im Falle einer Kanzlerschaft zum großen Europäer mutiert, um es zynisch auszudrücken.