ANALYSE. Die Datenlage zur Pandemie ist ganz besonders in einigen Bundesländern katastrophal. Dabei wäre Transparenz kein Selbstzweck. Im Gegenteil.
Gerechtigkeit für Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne): Nicht nur auf Bundesebene ist die Datenschlage zum Coronavirus schlecht, sondern zum Teil viel mehr noch in den Ländern. Aussagekräftige Informationen über die Entwicklungen, die auch die Bürgerinnen und Bürger sensibilisieren könnten? Fehlanzeige.
Auf der Website, aber auch auf dem Dashboard des Gesundheitsministeriums, gibt es nur wenig aussagekräftige Informationen. Entwicklung der bestätigten Fälle und der Genesungen beispielsweise. Schon dabei ist man aber auf zeitgemäße Lieferungen der Länder angewiesen, die ihrerseits immer wieder von sogenannten „Schnittstellenproblemen“ berichten. Bis heute unbekannt ist, wie viele Menschen im Spital, geschweige denn auf einer Intensivstation behandelt worden sind. Keine Auskünfte gibt es auch über Vorerkrankungen etc. Das ist das eine.
Das andere: Immer mehr Staaten gehen bei der Lockerung von Beschränkungen insofern vorsichtig vor, als sie gewisse Sicherheitsmechanismen fixieren: Steigt die Zahl der Informationen irgendwo wieder stärker an, ist also eine zweite Wellte zu befürchten, gibt’s Alarm. Dazu wären vernünftigerweise jedoch detaillierte Informationen bis hinunter auf die Gemeindeebene nötig, die auch für die Öffentlichkeit verfügbar sind.
In den Ländern ist so etwas jedoch die Ausnahme: Die Stadt Wien hat eine eigene Website zum Coronavirus. Die Auskünfte unter dem Titel „Aktuelle Kennzeichen“ spotten jedoch jeder Beschreibung. Es gibt genau vier: Die Zahl bestätigter Erkrankungen, der Todesfälle, der Genesungen und der Anrufe, die die Gesundheitshotline 1450 entgegengenommen hat. Das war’s. Was fehlt: Wo es Infektionsfälle gibt und so weiter und so fort.
Kaum zu glauben, aber wahr: Es geht noch weniger. Das Land Niederösterreich hat am 13. Mai um 10.30 Uhr unter „tagesaktuelle Information zu der Zahl der vom Coronavirus betroffenen Personen“ eine sieben Tage alte Meldung stehen. Ihr ist nicht viel mehr zu entnehmen, als dass es damals 2653 bestätigte positive Fälle gab und 2369 als genesen galten. Was für einen Waldviertler ebenso nichtssagend ist wie für einen Most- oder einen Industrieviertler: Vielleicht gibt es in seiner unmittelbaren Umgebung gar keine Fälle, vielleicht sind alle schon genesen? Dann könnte er unter Umständen etwas entspannter ins Freie gehen. Oder so. Weiterhin ängstlich sein!
Wie‘s besser geht, zeigt neben Vorarlberg bemerkenswerterweise das Land Tirol, das sonst am Pranger steht: Dort existiert ein eigenes Dashboard, indem sich auch Laien zurechtfinden. Was ja auch der Sinn der Sache ist. Ischgler können sich beispielsweise schlau machen, wie’s in ihrer Gemeinden geht und erleichtert feststellen, dass es nur noch einen „aktiven“ Erkrankungsfall gibt.
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