ANALYSE. Wählerströme der vergangenen Jahren zeigen, wie sehr die Partei auch von Bürgerlichen getragen wird.
Zu Koalitionsverhandlungen zwischen ÖVP und Grünen ist es noch gar nicht gekommen, da werden da und dort schon Hürden aufgebaut. Sarah Wiener (Grüne) möchte beispielsweise Landwirtschaftsministerin werden; das wird mit dem schwarzen Bauernbund unter Garantie unmöglich sei. Umgekehrt wachsen im Sebastian Kurz-Freundeskreise Bedenken, wegen linker Grüner in Wien.
Diese linken Grünen gibt es. Ist die Wiener Landesorganisation aber links? Neben den handelnden Akteuren bis hinauf zu Vizebürgermeisterin Birgit Hebein sollte sich das naturgemäß auch in den Wählerströmen zur Partei zeigen. Zumindest längerfristig. Wirklich linke Grüne dürften kaum ÖVP-, geschweige denn FPÖ-Wähler anziehen.
Ein Blick auf die Wählerströme, die SORA bei den letzten vier Gemeinderatswahlen erstellt hat, liefert jedoch ein überraschendes Ergebnis: Dem Klischee entsprechen eigentlich nur die Ströme im Jahr 2015: Damals wanderten 7000 SPÖ- und nur 2000 ÖVP- sowie 1000 FPÖ-Wähler zu den Grünen. 2010 waren es von den drei Parteien mit jeweils 4000 bis 5000 jedoch gleich viele. Sprich: Genau genommen gingen 9000 ÖVP- oder FPÖ-, aber nur 5000 SPÖ-Wähler zu den Grünen. 2005 handelte es sich ebenfalls um 9000 ÖVP- und FPÖ-Wähler sowie 7000 Sozialdemokraten.
2001 war dagegen alles ein bisschen anders: Damals stand die Gemeinderatswahl im Zeichen schwarz-blauer Turbulenzen auf Bundesebene. Davon profitierte die SPÖ, es gab nur 1000 Wähler der Partei, die zu den Grünen wechselten. Sehr wohl aber taten dies 6000 ÖVP- und FPÖ-Wähler. Und dann waren da noch ganze 19.000 Frauen und Männer, die nach De-facto-Auflösung des Liberalen Forums bei den Grünen eine neue Heimat fanden (zumindest 2001).
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