ANALYSE. Das Ergebnis der Landtagswahl ist vor allem auch auf die starke Urbanisierung zurückzuführen. Grüne, aber auch Neos profitieren davon.
Das Ergebnis der Landtagswahl stärkt die These, dass Vorarlberg bürgerlichen Bezirken in Wien näher ist als dem übrigen Österreich: Da wie dort verlieren Mitte-Rechts-Parteien, während Grüne, aber auch Neos zulegen. Ausschlaggebend dafür ist in Vorarlberg vor allem wohl die starke Urbanisierung des Landes.
Doch eines nach dem anderen: Die Grünen haben in Vorarlberg 18,9 Prozent erreicht. In den drei größten Städten, also Dornbirn, Bregenz und Feldkirch, kamen sie auf knapp 23 Prozent. Und im (landschaftlich) tiefgrünen, aber sehr, sehr ländlich wirkenden Bregenzerwald schafften sie 15 Prozent. Fünfzehn Prozent: Das ist ein Wert, von dem Grüne in anderen Bundesländern nur träumen können. Besonders in ländlichen Gebieten müssen sie sich ansonsten mit viel weniger begnügen.
Woher kommt das Phänomen? Vorausschicken muss man, dass z.B. im Bregenzerwald die ÖVP einst de facto allein existierte und mit 65 Prozent auch noch immer dominierend ist. Daneben aber hat es dort nie z.B. nennenswerte SPÖ-Anteile gegeben. Es ist vielmehr so, dass die Grünen aus der ÖVP hervorgegangen sind. Siehe Kaspanaze Simma, der den Grünen bei der Landtagswahl 1984 13 Prozent bescherte und der zuvor im Bauernbund aktiv gewesen war. Ihm und Seinesgleichen waren die Schwarzen nicht grün genug. Doch die Schwarzen konnten gar nicht grün genug werden, weil sie sonst wohl viel mehr andere Anhänger verloren hätten.
Getrieben wird der gesellschaftliche Wandel in Vorarlberg vor allem durch die Urbanisierung: Das Rheintal hat mehr als eine Viertelmillion Einwohner und wird von der Statistik Austria neben Teilen des Walgaus als „Urbanes Großzentrum“ gewertet. Wie Wien, Linz, Innsbruck etc. Insofern überrascht nachfolgender Urbanisierungsgrad nicht: Laut Statistik Austria leben 74,4 Prozent der Vorarlberger in einem städtischen bzw. urbanen Raum. In Wien sind es 100 Prozent. In allen anderen Bundesländern aber sehr viel weniger. Auf Vorarlberg folgt Tirol mit 46,8 Prozent. Im Burgenland sind es 7,7 Prozent.
Doch was hat das mit dem Bregenzerwald und den Grünen zu tun? Die NZZ hat in einer lesenswerten Analyse ausgeführt, wie Städte in der Schweiz nach links rücken würden. Ein Grund: Immer mehr besser ausgebildete Menschen mit vergleichbaren Lebensentwürfen und politischen Ausrichtungen würden sich in ihnen konzentrieren. Was umgekehrt auf Kosten des ländlichen Raumes gehe: „Selbstredend verstärkt diese Entmischung der Milieus auch die politischen Gräben zwischen Stadt und Land.“
In den urbanen Zentren kommt das in Österreich vor allem den Grünen zugute. Wobei die Grenzen fließend sind: In Tirol sind die Grünen in Innsbruck und Umgebung erfolgreich. Klar: Wer es sich leisten kann, verbindet die Vorzüge der Stadt mit einem Wohnsitz im Grünen. Über Innsbruck und Umgebung hinaus tut sich die Partei jedoch schwerer.
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Der Bregenzerwald ist eine Region mit extrem hoher Lebensqualität. Und das beste ist: Von Schwarzenberg aus ist man z.B. nach 20 Minuten in Dornbirn, wohin denn auch viele pendeln. Grünen-Stimmenanteil im verhältnismäßig kleinen Dorf: 16,5 Prozent. Die Neos kamen auf knapp zehn Prozent.