ANALYSE. Seine Kritiker sind personell wie organisatorisch zu schlecht aufgestellt, als dass sie ihm gefährlich werden könnten. Wie das Parteitagsergebnis zeigt.
Wie der neue SPÖ-Wien-Chef Michael Ludwig das jetzt anlegen wird? Nicht wenige Parteifreunde sind bisher gegen ihn gewesen. Das hat man schon vor einem Jahr gesehen, als er als damaliger Vize – ohne Gegenkandidaten – nur von 67,8 Prozent im Amt bestätigt worden war. Nach allen Regeln sowie ungeschriebenen Gesetzen entspricht bei einem solchen Urnengang alles unter 90 Prozent einem ziemlich harten Misstrauensvotum. Aber sei’s drum: Im Nachhinein sieht man erst, wie sehr es sich Ludwig leisten konnte, das zu ignorieren. Seine Unterstützer sind letzten Endes halt doch viel zu stark, seine Kritiker bei weitem zu schwach.
Die größte Herausforderung wird nun für ihn, bis zur Gemeinderatswahl 2020 (erstens) die Erneuerung der Partei anzugehen und sie (zweitens) kampagnenfähig zu machen. Was auch bedeutet, dass er dafür sorgen muss, dass alle an einem Strang ziehen. Wobei ihm zwei Dinge zum Vorteil gereichen: Der Druck von außen (Schwarz-Blau bzw. ÖVP, FPÖ) ist so heftig, dass seinen Leuten nicht viel anderes übrig bleibt, als sich hinter ihn zu stellen und für ihn zu rennen, zu rennen und noch einmal zu rennen.
Wer nur mit Ach und Krach einen Gegenkandidaten zusammenbringt, der dann untergeht, der bringt auch schon zu viel Schwäche zum Ausdruck.
Die geringste Gefahr für Ludwig ist jedenfalls, dass noch schnell eine neue Bewegung links der Mitte entstehen könnte. Schon gar nicht aus den eigenen Reihen heraus: Wer nur mit Ach und Krach einen Gegenkandidaten (Andreas Schieder) zusammenbringt, der dann so sang und klanglos untergeht, der bringt damit auch schon dies zum Ausdruck: Seine Mobilisierungskraft ist begrenzt; und an einer charismatischen, begeisterungsfähigen Führungsperson fehlt es ihm so oder so. Womit er nicht einmal daran denken muss, sich selbstständig zu machen.
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