ANALYSE. Präsidentschaftskandidat braucht für einen Sieg einen vier Mal größeren Wähleranteil als seine Partei 2013 erreicht hat. Hofer hat’s nur halb so schwer.
Alexander Van der Bellen war gut beraten, nicht als Kandidat der Grünen ins Rennen um das Amt des Bundespräsidenten zu gehen. Viel mehr noch als sein Mitbewerber Norbert Hofer braucht er nämlich parteiübergreifende Unterstützung. Das unterstreicht auch ein Vergleich der Stichwahl-Ergebnisse vom Mai mit der Nationalratswahl 2013.
Van der Bellen ist im Frühjahr quasi um das Vierfache über die Grünen hinausgewachsen; das war notwendig, denn sonst hätte er keine Mehrheit erreicht: Während sich die Partei bei der Nationalratswahl 2013 mit 12,4 Prozent begnügen musste, schaffte er 50,3 Prozent. Wobei die Verhältnisse nach Bundesländern höchst unterschiedlich waren: Im Burgenland kam Van der Bellen zwar zu seinem schlechtesten Ergebnis (38,6 Prozent). Gemessen am Abschneiden der Grünen bei der Nationalratswahl (6,8 Prozent) war das jedoch sein größter Erfolg; er schaffte fast sechs Mal mehr. Auf der anderen Seite lagen seine Top-Ergebnisse in Wien und Vorarlberg (um die 60 Prozent) gar nicht so weit über den Grünen-Nationalratswahlergebnissen („nur“ um das 3,9- bzw. 3,4-Fache).
Hofer hat es halb so schwer. Seine Partei liegt nicht nur in Umfragen weit vor den Grünen; sie tat dies schon bei dem Urnengang vor drei Jahren: Im Mai kam er mit 49,7 Prozent um das Zweieinhalbfache über das FPÖ-Ergebnis 2013 (20,5 Prozent). In Wien und Vorarlberg gelangte er über den Faktor 2 nicht hinaus, in seinem Heimatland Burgenland schaffte er dafür den Faktor 3,5.