Zeitungssterben

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BERICHT. Nach der „Wiener Zeitung“ wird nun auch das oberösterreichische „Volksblatt“ eingestellt. Auszug aus einem Systemumbruch mit einem bleibenden Verlust.

Drei Monate, nachdem die republikeigene „Wiener Zeitung“ eingestellt wurde, hat nun das ÖVP-eigene oberösterreichische „Volksblatt“ mitgeteilt, mit Jahresende ihren Betrieb als Tageszeitung einzustellen. Dann dürfte es in Österreich nur noch zwölf Tageszeitungen geben.

Es ist die Fortsetzung eines Zeitungssterbens: Bis in die 2000er Jahre hinein sind zwar auch schon Blätter verschwunden (zum Beispiel die „Arbeiterzeitung“), es hat immer wieder aber auch Neugründungen geben. Vor allem Mitte der 2000er Jahre im Gratis- und oder Boulevardsegment. Abgesehen von „Heute“ und „Österreich“, die durch öffentliche Inserate gestärkt werden, hielten sich diese Titel jedoch nicht lange. In Südösterreich verschwand „ok“ ebenso vom Markt wie eine „Neue“ in Tirol und eine solche in Oberösterreich.

Zwischendurch gab es damals immerhin 20 Titel vom Boden- bis zum Neusiedlersee. Zum Teil waren diese auf Schwerpunkte fokussiert; das „Wirtschaftsblatt“ etwa oder „Sport“, eine Zeitung, die 2004 schon nach gut einem Monat bzw. 32 Ausgaben Geschichte war.

Die Perspektiven? Es gibt immer weniger Tageszeitungsleser:innen in Österreich. Handelte es sich laut Media-Analyse 2010 um drei Viertel der ab 14-Jährigen, so war es zuletzt nur noch die Hälfte. Wobei sich der Einbruch auf Jüngere konzentriert. Bei unter 40-Jährigen hat sich der Anteil auf rund ein Drittel halbiert. Bei ab 70-Jährigen ist er gleichgeblieben bzw. sogar leicht gestiegen.

Der Zeiten ändern sich. Allerdings: Bei der „Wiener Zeitung“ und beim „Volksblatt“ in Oberösterreich zeigt sich deutlich, dass nicht einfach „Print“ eingestellt und digital weitergemacht wird. Die Redaktionen werden reduziert. Was eine Tageszeitung ausmacht und auch „online“ möglich wäre, geht verloren: Permanentes und möglichst umfassendes Ausleuchten zum Beispiel der Politik. Das ist, sofern es kritisch, also journalistisch betrieben wird, eine entscheidende Funktion im Sinne der Demokratie. Sie verschwindet.

Was nicht heißt, dass die „Wiener Zeitung“ diese heute gar nicht mehr erfüllt. Sie hat ganz wesentlich dazu beigetragen, dass Umwidmungsaffären um die Kommunalpolitiker Alfred Riedl (ÖVP) in Niederösterreich und Ernst Navrivy (SPÖ) in Wien-Donaustadt die notwendige Aufmerksamkeit erhalten haben.

Der Punkt ist: Journalistisch starke Tageszeitungen sind essenziell für die Demokratie. Insofern ist vorherrschende Medienpolitik verhängnisvoll: Sie konzentriert sich einerseits darauf, den ORF nicht sterben zu lassen, aber an der kurzen Leine zu halten; und andererseits zu sehr darauf, bei Zeitungen durch Inseratenvergaben bloß willkürlich im Markt zu intervenieren.

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