ANALYSE. Die Boulevardzeitung „Österreich – oe24“ empört sich über die Regierung – und sehnt sich nach Kurz zurück.
Es kommt, wie es kommen musste: Regierungsinserate rächen sich. Genauer: Jahrelang sind viele Steuermillionen willkürlich vergeben worden. Jetzt sind es deutlich weniger geworden. Wie hier berichtet hat das Kabinett Stocker Werbung massiv zurückgefahren. Zum Leidwesen von Medien wie der Gruppe „Österreich“, die nun mit einem kampagnenartigen Artikel antwortet.
„Regierung ruiniert Österreichs Medien“, heißt es in dem redaktionellen Beitrag in der Tageszeitung „Österreich – oe24“. Habe sie in der „Ära Kurz“ im Jahr 2020 noch für 57 Millionen Euro in heimischen Medien geworben, so habe sie es heuer im ersten Halbjahr um kaum mehr als drei Millionen Euro getan.
„Österreich droht unter der Regierung Stocker-Babler-Meinl im kommenden Jahr ein dramatisches Medien-Sterben“, so die Zeitung weiter. Vor allem der Online-Sektor drohe „dramatisch ins Hintertreffen zu geraten“, wie Ex-Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) warne. Kurz? Ja, Kurz. Er sage: „Wir erleben eine dramatische Entwicklung. Während die USA im Tech- und Online-Sektor immer stärker zulegen, bricht die EU im Tech-Bereich völlig ein und Österreich kommt in der Tech- und Online-Entwicklung nicht mehr vor. Das ist eine ganz gefährliche Entwicklung!“
Das gehört eingeordnet und ergänzt: Aus der „Ära Kurz“ ist noch immer eine Inseratenaffäre offen. Ermittlungen dazu sind noch nicht abgeschlossen. In der Sache geht es um einen mutmaßlichen Deal, wonach es für wohlwollende Berichterstattung Werbeschaltungen gegeben habe. Zum Beispiel vom Finanzministerium für die Gruppe Österreich, was beide zurückweisen.
Fakt ist, dass es bei Medienkooperationen des Finanzministeriums mit der Gruppe „Österreich“ erhebliche Schwankungen gab. Wie hier einmal ausgeführt, betrug das Volumen im Jahr 2015 6.426 Euro. In der Folge wurde es zunehmend größer. 2018 und 2019 ging es um über 800.000 Euro, 2020 um mehr als eine Million. Summe heuer von Jänner bis Februar: null Euro.
Die Regierung, die in Wirklichkeit nicht werben, sondern informieren und im Übrigen Medien nach nachvollziehbaren Kriterien fördern sollte, steckt heute wie gesagt viel weniger in Inserate. Das bedeutet jedoch nicht, dass es weniger nach Willkür riecht. An die Krone-Gruppe flossen heuer im ersten Halbjahr rund 235.000 Euro, an Heute 196.000 – und an Österreich rund 63.000 Euro. Das ist viel mehr als etwa an die Standard-Gruppe (rund 37.000 Euro), die nicht entsprechend weniger Menschen erreicht. Im Gegenteil.
Die Stadt Wien hat bei Werbung im Vergleich zum Vorjahr keine Kürzungen vorgenommen. Bei ihr ist die Krone-Gruppe im ersten Halbjahr auf mehr als eine Million Euro gekommen, Heute auf eine Dreiviertel-Million und Österreich auf 578.000 Euro – was in diesem Fall weniger ist als die Standard-Gruppe (735.000 Euro).
Die Salzburger Nachrichten sind neben Standard und Presse eine weitere Zeitung, die dem Qualitätssegment zuzuordnen ist. Sie ging bei der Stadt Wien wenig überraschend leer aus. Das ist sachlich nachvollziehbar. Ihr Pech ist jedoch, dass zum Beispiel das Land und die Stadt Salzburg kaum werben. Beide zusammen taten es in ihr um vergleichsweise bescheidene 55.000 Euro.