ZAHLEN ZUM TAG. Ob die Unterstützung durch dieses Zeitungssegment Karl Nehammer etwas bringt? Es ist möglich, aber nicht sicher.
„Krone hilft“, hieß es hier aufgrund der Schützenhilfe, die die gleichnamige Boulevardzeitung ÖVP-Chef Karl Nehammer, aber auch den Freiheitlichen von Herbert Kickl gewährt, indem sie eine Kampagne mit ihren Themen laufen lässt (Beispiel: „Wer unsere Regeln nicht befolgt, wird abgeschoben!“). Ma sollte jedoch immer steigerungsfähig bleiben. „Heute“ hilft nämlich doppelt. Herausgeberin Eva Dichand schrieb in dem Gratisblatt, dass Nehammer vielleicht das geringste Übel darstelle.
Hat er die Wahl damit schon gewonnen? Grundsätzlich dürfte es ihm nicht schaden. Hier wird ein Spin gepflegt, der ihm nur gefallen kann: Er wird als Alternative zu Kickl dargestellt, der von einer Mehrheit der Wähler abgelehnt wird. Ihnen wird er quasi empfohlen.
Andererseits ist die Wirkungsmacht des Boulevards nicht mehr so groß wie früher. So ist die Reichweite von „Heute“ in den vergangenen zehn Jahren um gut ein Drittel von 13,8 auf 8,8 Prozent eingebrochen. Das ist Daten der Media-Analyse zu entnehmen. Mehr und mehr Menschen bilden sich im Übrigen (auch) auf Basis anderer Quellen eine Meinung.
Außerdem: Nicht nur Politik ist mit einer Vertrauenskrise konfrontiert, Medien sind es ebenfalls. Für den „Digital News Report 2024“ hat ein Forscher:innen-Team von der Uni Salzburg mehr als 2000 Menschen befragen lassen. Ergebnis für Tageszeitungsmarken: Klassische Boulevardblätter gelten eher als nicht vertrauenswürdig. Extrem ist dies im Falle von „Heute“: Nur 29 Prozent halten die Zeitung für vertrauenswürdig, 48 Prozent für nicht vertrauenswürdig.
Bei Qualitätszeitungen ist es ziemlich genau umgekehrt. Für jeweils nur 25 Prozent sind „Standard“, „Presse“ und „SN“ nicht vertrauenswürdig, für 49 bis 58 Prozent hingegen vertrauenswürdig. Genauer: Im Vergleich zu „Heute“ genießt der in dieser Wertung führende „Standard“ exakt zwei Mal mehr Vertrauen und stößt auf nur halb so viel Misstrauen.