ANALYSE. Seit geraumer Zeit gibt es in dem skandinavischen Land ohne Lockdown relativ wenige Intensivpatienten und Todesfälle.
„Schweden“ ist im vergangenen Frühjahr fast schon zu einem Kampfbegriff geworden: Für die einen steht er für einen verantwortungslosen Umgang mit der Pandemie und (schier) unendlich viele Opfer; für die anderen handelt es sich um ein Vorzeigemodell. Und auch wenn man mit Schlussfolgerungen vorsichtig sein sollte, zeigt sich mehr und mehr, dass Schweden studiert gehört. Das Land hat es ganz offensichtlich geschafft, COVID-19 nach einer katastrophalen Anfangsphase ohne Lockdown sowie Maskenpflicht und dergleichen zumindest einigermaßen unter Kontrolle zu bringen. Irgendetwas muss es richtig machen.
Seit 20. Juli ist die Zahl der täglichen Todesopfer einstellig. Zwar werden immer wieder Fälle nachgemeldet. Zum Beispiel der 30. Juli liegt aber schon so weit zurück, dass es an diesem Tag wirklich kein Opfer gegeben haben dürfte. Auch die Zahl neuer, schwerer Erkrankungsfälle ist in den einstelligen Bereich gesunken: Gemittelt müssen jeden Tag nur noch zwei Patienten auf die Intensivstation gebracht werden.
Das ist bemerkenswert: Durchschnittlich sind in dem Zehn-Millionen-Einwohner-Land zuletzt noch immer über 300 Infektionen pro Tag bestätigt worden. Und überhaupt: Ende Juni, Anfang Juli war diese Zahl auf weit über 1000 pro Tag explodiert. Allein: Die Zahl der Todesfälle und die der ganz schweren Erkrankungen hat in dieser Phase nicht weiter zugenommen; im Gegenteil (siehe Grafik).
Die Katastrophe hatte sich im März, April ereignet: Besonders in Senioren- und Pflegeheimen hatte sich der Virus ausgebreitet. In dieser Zeit gab es mit mehr als 600 Neuinfektionen pro Tag zwar deutlich weniger als Ende Juni, Anfang Juli, aber viel mehr Todesfälle; bis zu 100 nämlich (die Angaben entsprechen jeweils einem siebentägigen Mittelwert).
In Summe weist die schwedische Gesundheitsbehörde seit Beginn der Pandemie insgesamt 84.294 bestätigte Infektionen und 5783 Todesfälle aus (Stand: 17. August). Auf den Zeitraum seit 1. Juli entfallen davon 14.568 Infektionen und 261 Todesfälle – das entspricht einem Sechstel und einem Zwanzigstel.
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