Volkskrankheit „Long COVID“

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BERICHT. Im Unterschied zu Österreich leuchtet Großbritannien sehr genau aus, was mit der Pandemie einhergeht.

These: In Österreich weiß man relativ wenig über Corona und die Folgen. Dahinter könnte durchaus politisches Interesse stecken: Wo Fakten oder Anhaltspunkte fehlen, lässt sich mehr behaupten. Etwa, dass Ältere besonders unter den Beschränkungen leiden würden (Stichwort Einsamkeit); oder, dass schon bald wieder eine gewohnte „Normalität“ einkehren werde.

In Großbritannien ist das anders. Wer auf der Website der britischen Statistikbehörde ONS auch nur ein bisschen Daten und Berichte studiert, ahnt, was geht, wenn ein Staat daran interessiert ist, nicht nur möglichst viele Probleme auszuleuchten, sondern auch die Bürgerinnen und Bürger daran teilhaben zu lassen.

Regelmäßig wird nicht nur das Infektionsgeschehen sowie die Lage in den Spitälern ausgewiesen. Es gibt zum Beispiel auch zahlengestützte Ausführungen über die Befindlichkeit der Menschen, die etwa zeigen, dass auch viele Jüngere sehr stark leiden unter den Beschränkungen der vergangenen Monate.

Anfang April präsentierte ONS wiederum Untersuchungen zu einem Phänomen, das es auch in Österreich gibt, aber nicht annähernd so detailliert ausgebreitet wird: „Long COVID“: Man gehe davon aus, dass bisher mehr als eine Million Briten zumindest über vier Wochen hinweg Symptome verzeichnet hätten, die damit aussoziiert werden könnten, so die britische Behörde: Zwei Drittel hätten sogar mehr als zwölf Wochen darunter gelitten. Bei rund 674.000 seien Symptome wie Kopfschmerzen, Müdigkeit oder Geschmacksverlust wiederum so schwerwiegend gewesen, dass sie den Alltag beeinträchtigt hätten.

Insgesamt kam ONS auf einen Bevölkerungsanteil von 1,7 Prozent. Auffallend: Bei Frauen waren es mit 1,9 Prozent deutlich mehr als bei Männern (1,5 Prozent). Und vor allem: Bei 35- bis 49-Jährigen war der Anteil mit 2,5 Prozent am höchsten, gefolgt von 50- bis 69-Jährigen mit 2,4 Prozent. Das sind überwiegend Menschen im erwerbsfähigen Alter: Wenn sie weniger leistungsfähig sind, leiden nicht nur sie persönlich darunter, es hat etwa unmittelbar auch wirtschaftliche Folgen.

Für Österreich ist – wie erwähnt – keine vergleichbare Untersuchung bekannt. 1,7 Prozent würden hierzulande rund 150.000 Menschen entsprechen, die an „Long COVID“ leiden oder gelitten haben. In Wirklichkeit werden es mehr oder weniger sein, weit daneben muss diese Zahl aber nicht liegen – gemessen an der Bevölkerung gab es in Österreich bisher zumindest mehr bestätigte Infektionen als in Großbritannien.

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