Viele kleine „Herdprämien“

ANALYSE. In Österreich werden Frauen alles in allem eher dazu motiviert oder gar gezwungen, zu Hause beim Kind zu bleiben.

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ANALYSE. In Österreich werden Frauen alles in allem eher dazu motiviert oder gar gezwungen, zu Hause beim Kind zu bleiben.

Wenn man der Meinung ist, dass Frauen mit Kindern möglichst lange zu Hause bleiben können sollen, dann ist es gut. Wenn man jedoch der Überzeugung ist, dass sie genauso erwerbstätig sein können sollten, dann ist es schlecht: Das österreichische Familienförderungswesen nämlich, um es zunächst einmal sehr allgemein zu formulieren.

Dass die Bregenzerwälder Gemeinde Schwarzenberg all jenen 300 Euro pro Jahr bezahlt, die keine Kinderbetreuung in Anspruch nehmen, ging bundesweit unter dem Titel „Herdprämie“ durch soziale und andere Medien. Was ablehnend gemeint war, sollte damit doch zum Ausdruck gebracht werden, dass es Frauen eher fördert, zu Hause zu bleiben und nicht arbeiten zu gehen.

So gesehen gibt es in Österreich freilich viele kleine „Herdprämien“:

  • Kinderbetreuungseinrichtungen können gleich eine doppelte darstellen: Sind sie kostenpflichtig, stellt das eine Hürde dar, sie in Anspruch zu nehmen. Sind sie nicht ganztätig, geschweige denn ganzjährig verfügbar, tun sie das erst recht: Dann kann eine Frau gar nicht Vollzeit arbeiten.
  • Auch das Kinderbetreuungsgeld ist streng genommen eine „Herdprämie“: Die Zuverdienstmöglichkeiten sind stark eingegrenzt; und das für immerhin bis zu zweieinhalb Jahre.
  • Die Mitversicherung von Ehepartnern ist eine Unterstützung all jener, die sich ganz Haushalt und Familie widmen.
  • Und die jüngste Abschaffung oder Senkung des Arbeitslosenversicherungsbeitrags für kleinere Einkommen ist ein weiterer Anreiz, möglichst wenig zu verdienen und damit nur Teilzeit zu arbeiten.

Der Punkt ist: „Wahlfreiheit“, wie sie von konservativen Politikern gerne propagiert wird, schaffen die Förderungen alles in allem nur bedingt: Sie wäre vor allem abhängig von ausreichenden Kinderbetreuungsangeboten.

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