Verfilzter ÖSV

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ANALYSE. In Österreich gibt es eine außergewöhnliche Durchdringung sämtlicher Lebensbereiche durch Parteipolitik. Auch die des Sports. Ein Beitrag zur Schröcksnadel-Nachfolge.

Wenn es sich wenigstens um ein Durchdringung sämtlicher Lebensbereiche durch Demokratie handeln würde. Aber nein: es ist Parteipolitik. Vor wenigen Wochen kritisierte der Rechnungshof am Beispiel des Tiroler Energieversorgers TIWAG die Vernetzung zwischen Wirtschaft und Politik. Das war insofern bemerkenswert, als es sich hier um ein Unternehmen handelt, an dem die öffentliche Hand beteiligt ist. Das Gegenargument war jedoch stark: Z.B. ein Mitglied der Landesregierung kann nicht Aufsichtsrat der TIWAG sein, weil es sehr unterschiedliche Interessen gibt und ein Aufsichtsratsmitglied einzig und allein dem Unternehmen verpflichtet ist.

Ex-Rechnungshofpräsident Franz Fiedler hat unlängst Korruptionsaffären zum Anlass genommen, von einer untragbaren Verfilzung zwischen politischen und wirtschaftlichen Eliten zu sprechen: Wohin sie führen kann, zeigen eben genau die zahlreichen Affären.

Doch kommen wir zum Anlass für diesen Text: Zur allgemeinen Überraschung wurde in der Nacht auf Mittwoch von den Landesverbandschefs des Österreichischen Skiverbandes (ÖSV) der Steirer Karl Schmidhofer zum Nachfolger von Peter Schröcksnadel nominiert; es wird damit wohl fix ÖSV-Präsident und von daher zu einem der mächtigeren Männer in diesem Land aufsteigen.

Der ÖSV organisiert den professionellen Skisport in Österreich, der wiederum über Massenmedien wie Krone und ORF, mit denen er kooperiert, Teil einer breiten Identitätspflege ist. Das ist Politikerinnen und Politikern nicht nur wichtig, sie zeigen sich auch gerne bei Großereignissen wie „Kitzbühel“, um zu zeigen, dass sie „echte“ ÖsterreicherInnen sind.

Karl Schmidhofer ist nicht zufällig (noch) ÖVP-Nationalratsabgeordneter. Bei der Schröcksnadel-Nachfolge mischte Politik mit, zahlreiche Sportspitzenfunktionäre haben eine „politische“ Biographie. Kurz vor Schmidhofers Nominierung schrieb Johann Skocek im „Falter“ zum jüngsten Rücktritt des oberösterreichischen Verbandspräsidenten Friedrich Niederndorfer, dieser habe Schröcksnadel-Kandidatin Renate Götschl (Ex-Mitglied eines Personenkomitees für den steirischen ÖVP-LH Hermann Schützenhöfer) für unqualifiziert gehalten und sei dem Druck des oö. ÖVP-Sportlandesrates Markus Achleitner gewichen. Titel der „Falter“-Geschichte: „Auch so eine Familiensache.“

Sportfunktionäre machen nicht nur Politik, viele kennen Politik als Beruf: Präsident der Bundessportorganisation ist der burgenländische Ex-Landeshauptmann Hans Niessl (SPÖ), der Großverband AKSÖ wird vom ehemaligen SPÖ-Abgeordneten Hermann Krist geführt, die Sportunion von Ex-ÖVP-Generalsekretär Peter McDonald. Seine Vizepräsidentin ist die amtierende Kanzleramtsministerin Karoline Edtstadler (ÖVP).

Es geht auch anders: Der Fußballverein Austria Wien setzt auf parteipolitische Diversität. Ex-ÖVP-Chef Josef Pröll ist Vizepräsident, im Verwaltungsrat sitzen neben ÖVP-Generalsekretär Axel Melchior der früherer SPÖ-Bundesgeschäftsführer Andreas Rudas sowie Ex-Grünen-Mitarbeiter Lothar Lockl und Ex-FPÖ-Finanzstaatssekretär Hubert Fuchs. Das ist sozusagen Österreich in klein.

Nachtrag: Danke einem Leser für die Erinnerung, dass ÖVP-Verkehrsstaatssekretär Magnus Brunner seit wenigen Monaten Präsident des Österreichischen Tennisverbandes ist. Originell: Als solcher forderte er Ende April von der Regierung, der er angehört, Öffnungsschritte für den Tennis.

Das ist nicht einmal ungewöhnlich. Anmerkung dazu von Johann Skocek auf Titter: „Wer kann sich nicht an den SPÖ-Nationalrat Wittmann erinnern, der sich als ASKÖ- und BSO-Präse bereit erklärte, die Forderung nach einer täglichen Turnstunde „zu den Politikern“ zu tragen.“

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