BERICHT. In Österreich dürfte die Solidarität mit Israel begrenzt sein. Darauf lässt eine Erhebung aus dem vergangenen Jahr schließen.
Österreich sei aufgrund der Geschichte besonders in der Verantwortung, mit Israel im Kampf gegen den Terror Seite an Seite zu stehen, betonten die Chefs der fünf Parlamentsparteien wenige Tage nach dem Massaker der Hamas am 7. Oktober. Also Karl Nehammer (ÖVP), Andreas Babler (SPÖ), Herbert Kickl (FPÖ), Werner Kogler (Grüne) und Beate Meinl-Reisinger (Neos). Nicht zuletzt Angriffe auf israelische Fahnen unterstreichen jedoch, dass das nicht von allen Menschen im Land so gesehen wird. Dass man umgekehrt aber vorsichtig sein sollte, hier allein auf Muslime zu zeigen.
Die Antisemitismus-Studie, die das Parlament im vergangenen Jahr durchführen ließ, zeigt, dass es in beträchtlichen Teilen der Bevölkerung Einstellungen gibt, die antisemitisch und israelfeindlich sind. Befragte sind jeweils mit Aussagen konfrontiert worden. Beispiel: „In Berichten über Konzentrationslager und Judenverfolgung im Zweiten Weltkrieg wird vieles übertrieben dargestellt.“ Jede neunte Person stimmte dem voll und ganz oder eher schon zu. Bemerkenswert: Nach Bildungsstand gibt es bei den Summen keinen Unterschied.
Jeder Fünfte bzw. jede Fünfte findet, es sei „nicht nur Zufall, dass die Juden in ihrer Geschichte so oft verfolgt wurden; zumindest zum Teil (seien) sie selbst schuld daran“. Bei ab 70-Jährigen handelt es sich mit 23 Prozent beinahe sogar um ein Viertel, das dem beipflichtet.
Brisant sind Einstellungen zur allgemeinen Lage im Nahen Osten: 30 Prozent der Befragten fanden vor einem Jahr voll und ganz oder eher, dass die Israelis die Palästinenser „im Grunde auch nicht anders behandeln (würden) als die Deutschen im Zweiten Weltkrieg die Juden“. Nur 18 widersprachen dem kategorisch. Überdurchschnittlich war die Zustimmung bei Menschen, die über die Pflichtschule nicht hinausgekommen sind, mit 35 Prozent, also mehr als einem Drittel.
„Wenn es den Staat Israel nicht mehr gibt, dann herrscht Frieden im Nahen Osten“, lautete eine weitere Behauptung, mit der 2000 Menschen in Österreich konfrontiert wurden. 14 Prozent meinten, das treffe voll und ganz oder eher zu. Auffallend: Sehr groß sind die Anteile bei Jüngeren (23 Prozent) und einmal mehr bei Frauen und Männern, die maximal die Schulpflicht erfüllt haben (20 Prozent).
Die Ergebnisse wurden jeweils nach Altersgruppen, Bildungsstand sowie Hang zu Verschwörungsmythen aufgeschlüsselt, nicht aber nach politischer Einstellung oder Migrationshintergrund etwa.
Zum Ausdruck kommt nebenbei auch ein verbreiteter Anti-Amerikanismus: Mehr als die Hälfte der Befragten meinte, dass die USA schuld daran seien, dass wir so viele Weltkonflikte haben. 21 Prozent erklärten, das sei voll und ganz so, 33 Prozent, es treffe eher zu. Nur zehn Prozent fanden, dass das überhaupt nicht der Fall sei.