Van der Bellens Problem mit dem „kleinen Mann“

ANALYSE. Zwei Monate vor der Wahlwiederholung: Zumindest bisher hat der Grünen-Kandidat die Sorgen der Massen und Hofers Umgang damit zu wenig angesprochen. Und sie dürften eher noch größer geworden sein.

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ANALYSE. Zwei Monate vor der Wahlwiederholung: Zumindest bisher hat der Grünen-Kandidat die Sorgen der Massen und Hofers Umgang damit zu wenig angesprochen. Und sie dürften eher noch größer geworden sein.

Zwei Monate vor der Wiederholung der Bundespräsidenten-Stichwahl am 2. Oktober muss Grünen-Kandidat Alexander Van der Bellen mehr denn je zittern, sich gegen FPÖ-Politiker Norbert Hofer noch einmal durchsetzen zu können. Grund: Seine Defizite drohen sich aufgrund der Themenlage zu potenzieren.

Die Wahltagsbefragungen, die das SORA-Institut im Auftrag des ORF bei den bisherigen Urnengängen durchgeführt hat, zeigen sehr deutlich, wie gespalten die Gesellschaft ist: Vor allem zwischen denen, die maximal eine Lehre absolviert haben und denen, die über einen Uni-Abschluss verfügen; und zwischen denen, die die Zukunft schwarz sehen und denen, die zuversichtlich sind. Erstere wählen Hofer, letztere Van der Bellen.

Bei der Stichwahl Ende Mai kam der Freiheitliche bei den Lehrabsolventen auf 67 Prozent. Der ehemalige Grünen-Chef erreichte bei den Akademikern 81 Prozent – viel mehr geht also kaum. Wobei Van der Bellens zusätzliches Problem ist, dass die Gruppe der Lehrabsolventen viel größer ist, Hofer also noch mehr Potenzial hat.

Schon bisher hat der FPÖ-Politiker die Sorgen der Massen nicht nur verstärkt, sondern auch noch mehr davon profitiert: Zwei Drittel seiner Wähler gaben beim ersten Durchgang im April an, entscheidend sei für sie gewesen, dass er die Sorgen von Menschen wie ihnen verstehe. Bei Van der Bellen hatte nur ein Drittel diesen Eindruck.

Die Gründe, zuversichtlich zu sein, sind nicht zahlreicher geworden. Im Gegenteil. 

Alarmierend für Van der Bellen muss zudem sein, dass diejenigen, die glauben, dass sich die allgemeine, aber auch ihre persönliche Lebensqualität in den kommenden fünf Jahren verschlechtern werde, eher Hofer wählen. Zwei Drittel dessen Wähler Ende Mai sahen die Zukunft schwarz; bei ihm selbst tat das nur ein Drittel.

Die Gründe, zuversichtlich zu sein, sind nicht zahlreicher geworden. Im Gegenteil. Terroranschläge und Amokläufe können zumindest neue Befürchtungen aufkommen lassen. Was keine Erfolgsgarantie für Hofer ist, Van der Bellen aber mehr denn je ein Signal sein muss, sich verstärkt einer wachsenden Verunsicherung in der Bevölkerung und der Art und Weise, wie Hofer damit umgeht, zuzuwenden. Sonst wird es schwer für ihn, die Bundespräsidenten-Wahl wieder zu gewinnen.

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