Und was ist mit Schröcksnadel?

ANALYSE. Österreichische Wintersportler liefern den nächsten Dopingskandal. Die Verantwortung des Verbandspräsidenten ist wieder einmal kein Thema.

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ANALYSE. Österreichische Wintersportler liefern den nächsten Dopingskandal. Die Verantwortung des Verbandspräsidenten ist wieder einmal kein Thema.

Es bestehe eine Machtfülle, die man eigentlich nur in Krisenfällen wirklich zu spüren bekomme: „Sie reagieren wie ein Panzer auf bestimmte Problematiken“, sagte Skisprunglegende Toni Innauer vor eineinhalb Jahren in einen Interview über die Strukturen nicht nur, aber auch im ÖSV. Jetzt ist der Panzer wieder aufgefahren: ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel reagiert auf die jüngsten Dopingfälle, die ausgerechnet bei der nordischen WM in Seefeld aufgeflogen sind, „zutiefst verärgert“, kündigt ein Ende der Zusammenarbeit mit Rennsportdirektor Markus Gandler an und will auch gleich die Langläufer aus dem Verband schmeißen. Knallhartes Durchgreifen nennt man das.

Die Verantwortlichen werden zur Verantwortung gezogen. Doch was ist mit Schröcksnadel selbst? Wäre er in der Politik und ebendort Minister mit vergleichbaren Vorfällen in seinem Ressortbereich, hätte er wohl längst gehen müssen oder zumindest noch mehr Misstrauensanträge eingesammelt als Innenminister Herbert Kickl (FPÖ). „Der 77-jährige Tiroler war auch schon bei Dopingskandalen der ÖSV-Langläufer und Biathleten bei den Olympischen Spielen 2002, 2006 sowie 2014 beim EPO-Fall von Johannes Dürr im Amt“, lässt die „Kleine Zeitung“ in einem aktuellen Bericht nebenbei wissen.

Was man Schröcksnadel vorwerfen muss: Er hat ganz offensichtlich nur unzureichende Maßnahmen gegen Doping ergreifen lassen. Zu oft gibt es wieder einen Fall.

„Austria is a too small country to make good doping.” (Schröcksnadel 2006)

Vielmehr zeichnet sich der Mann durch originelle Kommentare aus. Legendär: „Austria is a too small country to make good doping.” Ausgesprochen am 22. Februar 2006 bei den olympischen Winterspielen in Turin. Auch damals hatte es eine rot-weiß-rote Dopingaffäre gegeben. Im Zentrum der Ermittlungen war der Betreuer Walter Mayer gestanden, der trotz Sperre nach der Blutbeutelaffäre von Salt Lake City 2002 seine Athleten begleitet hatte.

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Krisenkommunikation kann Schröcksnadel gar nicht. Zu Missbrauchsvorwürfen bzw. zur Causa Kahr ließ er voriges Jahr wissen, dass die Vorwürfe zwar bedenklich seien, er sich aber nicht an Verschwörungstheorien beteiligen wolle. Den Zeitpunkt der Veröffentlichung fand er im Übrigen bedenklich. Und der heutigen Damenmannschaft gab er einen Tipp: „Das Einzige, was man tun kann, ist einfach nichts (darüber) lesen.“

Niemand geht Doping in Österreich so konsequent nach wie ARD und Süddeutsche Zeitung. 

Dass der jüngste Dopingfall über die deutsche ARD aufgeflogen ist, ist schon für sich genommen eine Geschichte. Es wird auffällig: Niemand geht Doping – auch, aber nicht nur – in Österreich so konsequent nach, wie dieser Sender und die Süddeutsche Zeitung. Was hierzulande zu einer eigenen Mediendebatte führen sollte. Zum Beispiel über die Optik, die von der ORF-Partnerschaft mit dem ÖSV ausgeht. Zitat ORF-Chef Alexander Wrabetz: Der Skiverband wisse seinen Sport „bei uns in den besten Händen“. Das ist nicht gut. Es könnte eine Berichterstattung über allfällige Missstände behindern. Doch zurück zur ARD-Doku.

Bemerkenswert sind darin die Ausführungen von und zum früheren Dopingsünder Johannea Dürr. Zitat: „Johannes Dürr empfand es so, dass Verantwortliche in seinem Verband wüssten, welche Mittel es bräuchte, um Medaillen zu holen. Als er sein Gefühl einmal bei einem Vortrag andeutete fuhr der Österreichische Skiverband sofort schweres juristisches Geschütz auf, das Dürr daran hindern sollte, solche Äußerungen zu wiederholen: Der ÖSV erwirkte eine einstweilige Verfügung gegen seinen Athleten.“ Auch das nennt man knallhartes Durchgreifen. Mit dem Panzer quasi.

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