Schleuderkurs

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ZAHLEN ZUM TAG. Österreich ging später in einen Lockdown als Deutschland und früher wieder raus. Jetzt läuft eine Wiederholung des ganzen Dramas.

Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) bemüht neuerdings immer wieder das Beispiel Österreich, wenn er seinen Weg durch die Pandemie begründen will: Einen Lockdown zu früh abzubrechen, wäre ein großer Schade, erklärte er nun: Man sehe an Österreich, dass es falsch sei, ein wenig zu lockern, „dann wieder schärfer zu sein, das alles funktioniert so nicht“. Also will Söder, dass Deutschland einen harten Lockdown bis Ende Jänner verlängert.

Ein Ländervergleich widerlegt den Ministerpräsidenten nicht. Im Gegenteil: Österreich scheint eine gewisse Hü-Hott-Politik zum Verhängnis zu werden. Einmal agieren ÖVP und Grüne unter Federführung von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) zögerlich, einmal überstürzt.

Konkret: In der zweiten Welle schritt Deutschland am 2. November bei einer 7-Tage-Inzidenz bestätigter Infektionen von 120 pro 100.000 Einwohner in einen weichen Lockdown. Österreich folgte am 3. November, allerdings schon mit einer drei Mal höheren Inzidenz von 356. Hierzulande war die Lage bereits außer Kontrolle geraten. Während sich die Inzidenz in Deutschland zunächst bei 140 stabilisierte, explodierte sie in Österreich noch auf 554; und am 17. November folgte der Auftakt zu einem harten Lockdown – der am 6. Dezember allerdings bei einer Inzidenz von 254 endete.

Pikant: Deutschland ging am 16. Dezember bei einer Inzidenz von 198 (!) von einem weichen in einen harten Lockdown über. Und noch einmal pikant: Österreich sah sich am 26. Dezember bei 171 neuerlich zu einem harten Lockdown gezwungen.

Ende? Nein: In Österreich lag die Inzidenz am 3. Jänner bei 166 – und die Politik streitet über Lockerungen ab Mitte Jänner. In Deutschland ist die Inzidenz dagegen auf 140 zurückgegangen – und die Politik ist entschlossen, den harten Lockdown zu verlängern.

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