ANALYSE. Würde auch Deutschland so umgehen mit Reisewarnungen, könnte man die Wintersaison vergessen.
Nachvollziehbar ist es nicht: Vom Bundeskanzler abwärts versucht Österreich, „Ischgl“ zu verdrängen. Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) bringt nicht einmal eine Entschuldigung zusammen, sondern wird vielmehr „fremdenverkehrsfeindlich“: Das Virus sei damals zunächst ja aus dem Ausland importiert worden, sagt er. Sprich: Auch Ischgl ist nur Opfer.
Im Frühjahr hat Österreich in weiterer Folge Nachbarländer so lange wie möglich mit flächendeckenden Reisewarnungen versehen. Unter anderem auch Südtirol litt darunter, das besser dastand als die eine oder andere Region hierzulande.
Daraus gelernt? Nein: Laut Website des Außenministeriums von Alexander Schallenberg (ÖVP) gilt „für ganz Kroatien“ noch immer die „Sicherheitsstufe 6“, also Reisewarnung. Das überrascht: Seit Mitte September ist der Zuwachs bestätigter Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche (Inzidenz) in dem Land mit rund 30 nur etwa halb so hoch wie in Österreich.
Natürlich: Die Qualität dieser Daten muss immer hinterfragt werden. In Deutschland wird das unter anderem mit Hilfe des Robert-Koch-Instituts (RKI) ganz offensichtlich gemacht. Ergebnis: Das deutsche Außenamt warnt derzeit vor Reisen in bestimmte kroatische Gespanschaften. Šibenik-Knin und Zadar gehören nicht mehr dazu, dort hat sich die Lage laut RKI besonders entspannt.
Man muss froh sein, dass die deutschen so sehr differenzieren. In Österreich betrachten sie Wien, Tirol und Vorarlberg als Risikogebiet, zumal die Inzidenz dort auf mehr als 50 (in Wien sogar auf mehr als 100) geklettert ist. Aber: Es besteht Hoffnung. In der Schweiz haben sie das in Bezug auf den Kanton Freiburg auch getan in der zweiten September-Hälfte.
Mittlerweile ist die Inzidenz dort jedoch auf weniger als 50 gesunken – und so gilt Freiburg nicht mehr als Risikogebiet für Deutschland. In Tirol und Vorarlberg geht der Trend ebenfalls in diese Richtung – wobei man nur hoffen kann, dass Deutschland seine Methode nicht ändert und es macht wie Österreich, also einfach nur ganze Länder (schier) dauerhaft mit einer Reisewarnung versieht. Dann ist die Wintersaison erledigt. In Tirol und darüber hinaus.
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