Pflegebonus: Herdprämie 2.0

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ANALYSE. Pflege daheim wird überwiegend von Frauen erledigt. Sie dafür auch noch extra zu fördern, ist nicht unproblematisch.

Das Pflegeproblem ist ziemlich umfassend. Und zwar nicht nur in finanzieller, sondern auch in personeller Hinsicht: Dass ausländische Kräfte weiterhin in großer Zahl nach Österreich kommen, ist ungewiss. Das ist das eine. Das andere: Hierzulande stehen im Verhältnis immer weniger Junge immer mehr Pflegebedürftigen gegenüber – und diese Jungen würden auf dem Arbeitsmarkt gebraucht werden.

Die ÖVP will nun Pflege daheim fördern. Ab Pflegestufe 3 soll es bis zu 1500 Euro im Jahr für Angehörige geben, die sich um die Betreuung kümmern. Das jedoch kommt einer Art Herdprämie gleich: Pflegende Angehörige sind in der Regel weiblich. Sie werden durch eine Förderung zumindest von einer Vollzeitbeschäftigung abgehalten.

Schon heute ist es so, dass sehr viele Frauen nur Teilzeit arbeiten können. Laut Statistik Austria-Arbeitskräfteerhebung 2018 gibt es bei 355.300 diesen einen Grund: „Betreuung von Kindern und pflegebedürftigen Erwachsenen.“ Zum Vergleich: Bei Männern handelt es sich um gerade einmal 13.000. Eine genauere Aufgliederung ist nicht verfügbar. Bemerkenswert ist jedoch dies: Zur Betreuung des Nachwuchses ist es mittlerweile unbestritten, dass Kinderkrippen und -gärten ausgebaut werden müssen. So sollen Frauen bzw. Mütter freigespielt werden, um mehr erwerbstätig sein zu können.

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Bei der Betreuung pflegebedürftiger Angehöriger ist das ganz offensichtlich nicht der Fall. Mit verhängnisvollen Folgen: Viele Frauen werden weiterhin eher nur Teilzeit arbeiten (wenn überhaupt) und damit weniger verdienen und letzten Endes auch weniger Pension bekommen. Und der Wirtschaft drohen Arbeitskräfte zu entgehen, die sie gerade in guten Zeiten wie diesen dringend benötigen würde.

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