Pandemie (auch) der Geimpften

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BERICHT. Vollständig Geimpfte erkranken mit geringerer Wahrscheinlichkeit schwer, mehr und mehr wird jedoch klar, dass auch für sie bei weitem nicht alles vorbei ist.

„Salzburger Landeskliniken stellen ein Triageteam zusammen“, titeln die „Oberösterreichischen Nachrichten“ und zitieren einen Bericht der „Salzburger Nachrichten“. Darin wird ein Spitalsarzt mit folgenden Worten zitiert: „Es herrscht jeden Tag ein menschenunwürdiger Streit, wessen Patient zuerst operiert werden könne. Der mit dem Tumor oder der mit dem kaputten Herz.“ Wohlgemerkt: Hier geht es nicht um Coronakranke. In Oberösterreich muss bereits etwa jede dritte geplante OP verschoben werden. Das zeigt, wie zynisch es ist, zu behaupten, die Pandemie sei für Geimpfte vorbei. Für viele von ihnen ist sie das genauso wenig wie für überwiegend geimpftes Spitalspersonal.

Und überhaupt: Geimpfte genießen einen erfreulichen Schutz, sie erkranken mit sehr geringer Wahrscheinlichkeit schwer. Aber: Auch sie müssen Grenzen und Risiken erkennen. Erstens: Wie man mittlerweile weiß, können auch sie ansteckend sein. Wie hier ausgeführt, muss die Spitzenviruslast bei ihnen nicht kleiner sein, sie wird „nur“ rascher abgebaut als bei Ungeimpften. Das ist zum Beispiel ein wichtiger Hinweis für jene, die mit älteren Menschen zusammenleben, die möglicherweise schon durch andere Leiden geschwächt sind. Ganz besonders für sie bleibt erhöhte Vorsicht geboten.

Was überschätzt worden ist, ist im Übrigen die Dauer der Schutzwirkung. Wie eine Studie aus Schweden, über die der deutsche MDR gerade berichtet hat, nahelegt, lässt er gegenüber einer Infektion schon nach wenigen Monaten nach. Bei Astrazenca sei er nach einem halben Jahr „im Grunde nicht mehr vorhanden“. Immerhin und viel wichtiger: Länger und effektiver schützt eine Impfung vor einem schweren Erkrankungsverlauf. Außerdem ist eine Auffrischungsimpfung möglich.

Wie präsent Corona auch für Geimpfte geblieben ist und möglicherweise auch bleiben wird, lässt zudem eine AGES-Auswertung zu den Inzidenzwerten symptomatischer Infektionen nach Alter und Impfstatuts erkennen. Wenig überraschend ist dieser Wert bei unvollständig oder gar nicht geimpften Personen durchwegs um ein Vielfaches höher. Aber auch bei vollständig Geimpften hat er ein beträchtliches Niveau erreicht: Bei 19- bis 59-Jährigen belief er sich am 7. November bereits auf 276 und bei ab 60-Jährigen auch schon auf 203. Zur Schwere der Erkrankungen werden hier keine Abgaben gemacht; sie sind im besten Fall nur spürbar.

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