Oster-Trauma führt zu Weihnachts-Sorglosigkeit

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ANALYSE. Familienfeiern sind noch viel riskanter geworden. Davor gewarnt wird jedoch nicht mehr.

In der Karwoche hat sich Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) mit dem eindringlichen Appell an die Bevölkerung gerichtet, auf Familienfeiern zu Ostern zu verzichten: „Wir sind noch lange nicht über den Berg, denn das Virus ist nach wie vor mitten unter uns“, ließ er in einer Aussendung wissen: „Bitte bleiben Sie zu Hause, treffen Sie niemanden, halten Sie Abstand.“

Zur beginnenden Adventszeit offenbarte Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) nun größtmögliche Sorglosigkeit. Auf die „Presse“-Frage, wie er Weihnachten verbringen werde, antwortete er: „Mit der Familie, es ist eines der zentralsten Feste für uns. Wir sind aber eine große Familie und werden es dementsprechend aufteilen: Zuerst mit den Kindern, dann mit der engsten Familie.“ Diese Aussage zeigt, wie unbekümmert die Politik geworden ist.

Klar, es ist schwer, die Menschen, die in Österreich leben, nach so langer Zeit der Entbehrungen und ausgerechnet vor so wichtigen Feiertagen noch einmal dazu zu bringen, Kontakte zu vermeiden. Offensichtlich aber will man sich nicht einmal mehr auf einen solchen Kraftakt einlassen.

Sehr viel spricht dafür, dass es jetzt noch wichtiger wäre, zu Hause zu bleiben: 15 Tage vor Ostern lag die Zahl bestätigter Infektionen pro 100.000 Einwohner und Woche bei 59 österreichweit. Zu Osten waren es dann 22. Heute, 15 Tage vor Weihnachten, beträgt die Inzidenz 236. Würde sie wieder so stark zurückgehen, wären es am 24. Dezember 88.

Zugegeben: Diese Zahlen sind mit größter Vorsicht zu genießen und zum Teil auch theoretisch. Im Frühjahr wurde weniger getestet, war die Dunkelziffer höher. Zu Ostern befand sich das Land zudem noch mitten in einem harten Lockdown. Damit ist es gerade vorbeigegangen. Beides zusammen hat unterschiedliche Konsequenzen, die in Summe aber eher zu viel größerer Vorsicht führen müssten; zumal in den nächsten Wochen auch die gewöhnliche, saisonale Grippe zu einer stärkeren Auslastung der Spitalskapazitäten führen könnte.

Und überhaupt: Mehr noch als Ostern ist Weihnachten ein Generationenfest, das länger dauert. Und Ältere sind durch Corona besonders stark gefährdet. Da wäre zumindest Risikominimierung gefragt.

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