Mitte unter Druck

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BERICHT. Immer mehr Menschen in Österreich sehen in der Teuerung ein Problem, das sie persönlich trifft. Das könnte zum Teil auch das Wahlergebnis in Niederösterreich erklären.

In Österreich seien die Wohnkosten im vergangenen Jahr zwar gestiegen, im internationalen Vergleich aber noch immer günstig, berichtet die wirtschaftsliberale Denkfabrik „Agenda Austria“. Politisch relevant ist jedoch, was die Menschen wahrnehmen. Und diesbezüglich zeigt eine regelmäßige Erhebung der Statistik Austria zu Krisenfolgen, dass immer mehr Wohnkosten als „schwere Belastung“ betrachten. Handelte es sich vor einem Jahr um 13, 14 Prozent, so waren es bei der jüngsten Befragungswelle im Herbst immerhin schon 22 Prozent.

Zugenommen hat im Übrigen nicht nur der Anteil jener, die sich eine unerwartete Anschaffung in Höhe von 1300 Euro nur noch auf Pump oder durch Ratenzahlungen leisten können; oder der Anteil derer, die erklären, dass eine Urlaubsreise pro Jahr für die Haushaltsmitglieder zu teuer wäre: Gefühlt zu eng ist es für eine Masse auch bei vermeintlichen Kleinigkeiten geworden. Bereits ein Viertel gibt an, dass regelmäßige Freizeitaktivitäten wie Kinobesuche aus finanziellen Gründen nicht (mehr) möglich seien. Vor eine Jahr hatte es noch um weniger als ein Fünftel gehandelt.

Hier ging es also schon – zum Zeitpunkt der Befragung – im vergangenen Herbst auch an Teile der unteren Mittelschicht heran. Anzunehmen ist, dass diese Teile seither zugenommen haben: Die Teuerung hat mit Jahresende erst ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht.

In Niederösterreich ergab Ende Jänner eine Wahltagsbefragung des Sozialforschungsinstituts SORA, dass Teuerung und Inflation als größtes Wahlkampfthema betrachtet wurde. Wobei es eben nicht abstrakt ist, sondern von sehr vielen Menschen als Problem gesehen wird, das ihnen persönlich zu schaffen macht.

Die ÖVP von Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner musste spätestens am Wahlabend feststellen, dass diverse Ausgleichsmaßnahmen (wie ein „blau-gelber Strompreisrabatt“) Leuten zwar geholfen haben mögen, von vielen aber nie und immer als ausreichend betrachtet wurden. Man könnte einwenden, dass staatliche Hilfe hier „natürlich“ nicht mehr ausreichend sein kann. Das Problem ist jedoch, dass unter anderem Mikl-Leitner darauf vergessen hat, das einzugestehen und eine Perspektive zu entwerfen, die darauf angepasst ist. Genauso, wie es etwa auch ihr Parteikollege Karl Nehammer und sein Kabinett auf Bundesebene schuldig sind.

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