Mit dem Sommer kam die zweite Welle

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ZAHLEN ZUM TAG. Mathematiker Erich Neuwirth beschämt eine Nation: Mit dem exponentiellen Wachstum ist es schon Ende Juni losgegangen.

Ende August sprach Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) von einem Licht am Ende des Tunnels und Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) zeigte sich wenig später – ebenfalls in einer eigenen Pressekonferenz – zuversichtlich, dass das Land epidemiologisch ganz gut durch Herbst und Winter kommen werde. Dumm nur: Österreich war da schon mitten in der zweiten Welle gesteckt.

Der Begriff zweite Welle bezieht sich hier ausschließlich auf die Zahl der Neuinfektionen. Sie ist nach dem Frühjahr bis in den Juni hinein gesunken. Vorübergehend betrug sie gerade einmal rund 20 pro Tag. Ende Juni begann sie jedoch wieder zu steigen – und zwar exponentiell.

Diese Erkenntnis ist einer Darstellung des Mathematikers Erich Neuwirth in einem „Bussi Fussi-Special“ zu verdanken (hier zu sehen). Sie beschämt eine Nation. Wobei von der Masse nicht erwartet werden kann, dass sie das hätte sehen müssen. Von Regierungspolitikern, die von sich behaupten, nicht auf die falschen Experten zu setzen, jedoch sehr wohl. Auch dieSubstanz.at muss quasi vor der eigenen Türe kehren.

Dieser Blog führt die Zahlen, die das Gesundheitsministerium täglich meldet, seit Mitte März. Es ist ein Leichtes, den jeweiligen Zuwachs herauszurechnen und das Ganze dann in einer Grafik logarithmisch darzustellen. Von 0 bis 10 ist dann der gleiche Abstand wie von 100 auf 1000 und von 1000 auf 10.000.

Ergebnis: Die Entwicklung der Neuinfektionen bildet seit Ende Juni ein ziemlich konstant steigende Gerade. Das bedeutet wiederum, dass die Zahl um einen relativ konstanten Prozentsatz wächst.

Das muss man sehen. Wenn man die Entwicklung in einer gewöhnlichen Grafik darstellt, sieht man es nicht. Bei Spitzenwerten von bis zu 10.000 ist zwischen 20 und 40, ja nicht einmal zwischen 20 und 400 ein großer Unterschied erkennbar. Das ist das Fatale beim exponentiellen Wachstum: Man merkt es erst, wenn es zu spät ist.

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