Kurz kann leicht strahlen

ANALYSE. In Österreich genügt ein Foto mit dem US-Präsidenten, um weite Teile des Landes zu entzücken. Inhalte sind nicht einmal zweitrangig. Das nützt auch Trump. 

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ANALYSE. In Österreich genügt ein Foto mit dem US-Präsidenten, um weite Teile des Landes zu entzücken. Inhalte sind nicht einmal zweitrangig. Das nützt auch Trump.

Dass Sebastian Kurz an diesem Mittwoch ein mediales Hochamt zelebriert, fällt sogar dem deutschen Handelsblatt auf: Österreichs Kanzler habe endlich sein viertelstündiges Date mit Donald Trump, schreibt das Blatt wenig schmeichelhaft: „Ein gutes Jahr nach dem Regierungsantritt der konservativ-rechtspopulistischen Regierung gelingt dem 32-Jährigen der mediale Ritterschlag durch den amerikanischen Präsidenten.“ Wobei es um Bilder gehe, nicht um Inhalte, wie der Autor hinzufügt: „Die Message für das heimische Publikum zwischen Bodensee und Neusiedler See ist klar: Österreich ist wieder wer auf der Weltbühne.“

Wie zur Bestätigung die Berichterstattung der „Krone“, die schon in ihrem morgendlichen Newsletter auf einen „großen Tag für Sebastian Kurz“ einstimmt. Das Treffen mit Trump sei der „bisherige Höhepunkt“ seiner „ohnehin atemberaubenden Polit-Karriere“. Das Boulevardblatt „Österreich“ mag dem nicht nachstehen; es lässt einen Experten sagen, dass „Basti“ in der Champions League spiele. Höchste Liga also. Mehr geht nicht.

Wirklich: Es geht um die Bilder, nicht um die Inhalte.

Wirklich: Es geht um die Bilder, nicht um die Inhalte. Auch wenn der US-Präsident Donald Trump heißt, hebt es den Kanzler auf eine höhere Ebene, im Oval Office empfangen zu werden. Für den Politiker Sebastian Kurz ist das in jedem Fall ein großer Punkt. Und wenn die mediale Berichterstattung so aufgeht, wie sie es – wie erwähnt – tut, dann ist das Minutenereignis allein von daher schon ein unbezahlbarer Erfolg, wie ihn Vizekanzler Heinz-Christian Strache oder SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner natürlich auch gerne einmal einfahren würden, aber halt nur davon träumen können.

Ja, es geht um die Bilder, nicht um die Inhalte. Zu den wenigen Journalisten, die sich dennoch eingehend mit Sachfragen auseinandersetzen, zählt Josef Urschitz in seinem „Presse“-Leitartikel: „Für seinen Besuch im Weißen Haus hat Sebastian Kurz ein heikles Thema im Gepäck: Der transatlantische Handelskonflikt bedroht auch Österreich“, schreibt er. In Live-Tickern und wohl auch den meisten Nachberichten wird aber das im Vordergrund stehen: Wie schaut Trump drein, wie fest drückt er die Hand, welches Kleid trägt seine Tochter Ivanka, die Kurz zum Essen empfängt? Etc., etc., etc. Solche Dinge sind schon immer wichtiger gewesen. Auch bei früheren Kanzlern und einem anderen Gegenüber, das von weltweiter Bedeutung ist, wohlgemerkt.

Die EU lässt sich gerade auch über Kleine auseinanderdividieren.

Der Beigeschmack ist schal: Die Gefahr, dass Kurz Trump zu seiner Hochzeit einlädt, ist gering. Weniger, weil ein solches Ereignis (zumindest offiziell) nicht ansteht; mehr, weil er wohl ungleich besser als Außenministerin Karin Kneissl (FPÖ) weiß, was geht und was man unterlässt (sie hat bekanntlich Wladimir Putin zum größten Tag ihres Privatlebens eingeladen – und er ist gekommen). Die Geschichte, die bleibt, ist jedoch die: Wie Putin ist auch Trump einer, der unter der Staats- und Regierungschefs der westlichen Welt nicht allzu viele Freunde hat. Vor allem unter den entscheidenden nicht. Also ist es umso wichtiger für sie, verhältnismäßig kleine zu finden, die sich gerne empfangen lassen, zumal ihnen das in ihrer Heimat auch noch nützt und das ebendort sogar gefeiert wird. Das ist das eine. Das andere: Die EU lässt sich gerade auch über Kleine auseinanderdividieren.

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