ANALYSE. Lockerungen haben mehr Freiheiten gebracht, zur sogenannten Normalität ist er aber noch weit.
Je länger die Coronakrise dauert, desto gewöhnlicher scheinen Freiheitsbeschränkungen zu werden. Darauf deutet etwa der Begriff „Lockerungen“ hin: In Wirklichkeit handelt es sich dabei nur um eine Reduktion der Beschränkungen, die auch rechtlich gesehen für einen Ausnahmezustand stehen. „Normal“ wäre beispielsweise, dass man ungehindert reisen kann, wohin man möchte.
Die Uni Oxford führt im Zusammenhang mit der Pandemie einen „Stringency Index“, den sie auf der Seite „Our World in Data“ auch veröffentlicht. 100 steht hier für maximale Beschränkungen, null in den meisten Ländern für Verhältnisse vor Corona. Für Österreich wird aktuell (25. Mai) ein Wert von 56,5 ausgewiesen. Infolge der Lockerungen per 19. Mai ist er damit ein Stück weit gesunken; zuvor belief er sich auf 73,6.
Im Vergleich zu den Nachbarländern sind 56,5 nicht außergewöhnlich: In Deutschland und Italien ist der Wert mit 75 bzw. 74,1 ebenso höher wie in Ungarn (66,7). In fünf der acht Länder ist er niedriger: in Slowenien (52,8), der Schweiz, Liechtenstein und Tschechien mit 50,9 sowie in der Slowakei mit 50. Sprich, die Beschränkungen sind noch immer überall groß bis sehr groß.
Zwischen dem Infektionsgeschehen und den Beschränkung gibt es im internationalen Vergleich keinen erkennbaren Zusammenhang. Das verdeutlicht eine Gegenüberstellung von 7-Tage-Inzidenz bestätigter Infektionen und „Stringency Index“-Wert (siehe Grafik): In Slowenien und der Schweiz gibt es trotz deutlich höherer, in Tschechien trotz ähnlicher Inzidenz etwas weniger große Beschränkungen als in Österreich. In Liechtenstein und der Slowakei sind die Beschränkungen wiederum trotz viel niedrigerer Inzidenz nicht wesentlich größer als hierzulande. Andererseits sind sie in Ungarn, vor allem aber in Deutschland und Italien im Moment noch viel weitreichender.
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