BERICHT. … und Österreich keinen Grund, schadenfreudig zu werden: Es ist verdammt schwer, eine relativ niedrige Inzidenz runterzubringen.
Gibt es eine optimale Strategie zur Bekämpfung der Pandemie, wenn einmal, sagen wir, über 50 bestätigte Infektionen pro 100.000 Einwohner und Woche zusammengekommen sind? Es kommt darauf an, was einem wichtig ist. Allein zur Bekämpfung der Pandemie ist Österreich mit dem Lockdown zuletzt nicht ganz erfolglos gewesen; im Gegenteil, die Inzidenz hat sich seit 13. November – auf Basis der Zahlen, die das Sozialministerium jeden Morgen veröffentlicht – auf 355 halbiert.
Grundsätzlich scheint dieses Strategie aber nicht alternativlos zu sein: Die Schweiz hat es ohne flächendeckenden Lockdown von einer noch hören Inzidenz (669) auf eine noch niedrigere (310) gebracht als Österreich. Hier hat man sich auf regionale Lockdowns beschränkt. In vielen Regionen, insbesondere im Osten, sind z.B. Lokale jedoch offengeblieben. Das entspricht der politischen Intention, immer auch das Wirtschafts- und Sozialleben im Auge zu behalten.
Ein anderer Fall ist Deutschland: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat hier sehr früh an die Bürgerinnen und Bürger appelliert, Kontakte zu beschränken und auf Reisen zu verzichten. Im Übrigen kam es vor Österreich zu einem Lockdown, der dem Lockdown nahekommt, der hierzulande in der ersten November-Hälfte galt und als „weich“ bezeichnet wurde.
In Deutschland ist die Inzidenz immer vergleichsweise niedrig geblieben; seit 10. November bleibt sie jedoch bei etwa 140 picken. Bayern geht es ähnlich; dort beträgt sie schon länger rund 180. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) drängt auf Verschärfungen. In Baden-Württemberg werden strenge Kontaktbeschränkungen wiederum nur für die Weihnachtsfeiertage ausgesetzt, zu Silvester gelten sie wieder. Feiern von mehr als fünf Leuten aus zwei Haushalten sind damit unmöglich. Ein Ende dieses Zustandes ist nicht in Sicht.
Zurück nach Österreich: Schadenfreude über die Nachbarn wäre voll daneben. Bemerkenswert ist, dass die Rückgänge hier erstens auf extrem hohem Niveau losgingen und zweitens noch überwiegend auf Maßnahmen vor dem harten Lockdown ab Mitte November zurückzuführen sind. Er könnte den Trend bis zu einem gewissen Grad verstärken. Wirklich runter zu kommen könnte mit baldigen Lockerungen jedoch wieder schwieriger werden, wie Deutschland zeigt.
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