Bauen, bauen, bauen

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ANALYSE. Warum bis zu 100.000 Euro „Eigenheimbonus“ eine Schnapsidee sind, vor allem aber der Siedlungsbau in Schwung gebracht werden sollte. Und zwar massiv.

Bundeskanzler Karl Nehammer muss jetzt stark sein. Als ÖVP-Chef hat er einen „Österreich-Plan“ vorgelegt und darin unter anderem einen Regimewechsel angekündigt. Weg von Direktförderungen etc. Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer, ein nicht unwesentlicher Parteikollege, hat jetzt aber gemeinsam mit dem Baugewerkschafter Josef Muchitsch (SPÖ) eine neue Direktförderung vorgeschlagen. Fürs „erste Eigenheim“ soll es vom Staat bis zu 20 Prozent der Investitionssumme bzw. bis zu 100.000 Euro geschenkt geben. „Eigenheimbonus“ soll sich das nennen.

Es wäre gut, wenn Nehammer das nicht aufgreifen würde. Womit er nebenbei auch SPÖ-Chef Andreas Babler größere Unannehmlichkeiten ersparen würde. Wie Mahrer seinen, so hat hier Muchitsch dessen Kurs durchkreuzt. Aber wie: Das Thema Eigenheim stellt sich ausschließlich für die obere Hälfte der Gesellschaft. Darauf lassen Daten schließen, die die Nationalbank im vergangenen Jahr veröffentlicht hat: Die unteren 50 Prozent der österreichischen Haushalte besitzen gerade einmal zwei Prozent des gesamten Sach- und sieben Prozent des gesamten Finanzvermögens. Beim Sachvermögen handelt es sich in der Regel um Immobilien, unter anderem also das Eigenheim. Beim obersten Zehntel ist jeweils etwas mehr als die Hälfte des Vermögens angesiedelt.

Neiddebatte? Woher. Es geht darum, was wichtig ist. Mahrer und Muchitsch fordern Umverteilung nach oben, obwohl es ihnen angeblich um die Bauwirtschaft geht. Sie ist wirklich in Not. Nach Boomjahren werden die Auftragsbücher immer dünner. Wobei: Es kann nicht nur Selbstzweck sein, sie mit staatlicher Hilfe wieder zu füllen.

Dafür müssen schon auch übergeordnete Ziele eine Rolle spielen. Ebensolche muss man nicht lange suchen. Beispiel eins: Mit dem Bevölkerungswachstum geht ein Wohnbedarf einher; wird länger zu wenig gebaut, wird er immer weniger und irgendwann nicht ausreichend gedeckt. Dann steigen die Preise extra, entsteht Wohnungsnot und das, was eine WIFO-Studie gerade für Salzburg festgestellt hat: Zu viele Menschen können es sich nicht mehr leisten, in der Stadt zu wohnen und ziehen weg. Für andere stellt sich die Frage der Zuwanderung erst gar nicht. Das wiederum führt unter anderem auch zu einem Arbeitskräftemangel, insbesondere im sogenannten Billiglohnsegment.

Beispiel zwei: Die simple Fixierung auf klassisches, aber leistbares Eigenheim, also ein Haus im Grünen, führt zu verhältnismäßig großem Bodenverbrauch, Zersiedelung und zusätzlichem Verkehrsaufkommen. Das staatlich extra zu fördern, muss nicht sein. Die Länder können jungen Leuten über die Wohnbauförderung helfen, den Traum vom Eigenheim zu erfüllen, ihnen aber bis zu 100.000 Euro zu schenken, geht zu weit.

Fasst man die Beispiele eins und zwei zusammen, ergibt sich die Schlussfolgerung, Siedlungsbau zu forcieren. Zumal verhängnisvollerweise auch die Gemeinnützigen aufgrund stark gestiegener Baukosten weniger Wohnungen errichten. Siedlungsbau ist ressourcenschonend (z.B. weniger Bodenverbrauch pro Kopf) und eine vergleichsweise günstige Möglichkeit, für Entscheidendes zu sorgen: dass genügend erschwinglicher Wohnraum zur Verfügung steht, ob Miete oder Eigentum.

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