Antwort der Jungen

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ANALYSE. Konflikte werden schon auch provoziert: Sorgen und Nöte einer relativ kleinen Wählergruppe haben nicht die nötige Aufmerksamkeit.

Ausschreitungen nach Partys vor der Wiener Karlskirche haben die Aufmerksamkeit endlich auch auf Jüngere gerichtet. Ausschweifend und laut gefeiert, als würde es darum gehen, Versäumtes nachzuholen, wird bei weitem nicht nur von Gewaltbereiten. Jetzt muss „nur“ noch die Politik aufwachen.

Im vergangenen Jahr hat die Regierung zu einem Pakt gegen Alterseinsamkeit gerufen. Vergleichbares für Jüngere ist ausgeblieben – obwohl sie in Wirklichkeit stärker unter Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen gelitten haben. Mögliche Gründe: Schüler und Studierende bewegen sich im Alltag grundsätzlich viel mehr unter anderen als Ältere. Umso härter war es für sie, auf sich allein zurückgeworfen zu sein.

Die Donau-Universität Krems hat Folgen untersucht (die Ergebnisse sind hier publiziert). Ende 2020, Anfang 2021, also in einem weiteren Lockdown, wiesen 50 Prozent der 16- bis 24-Jährigen depressive Symptome auf. Wenige Monate zuvor waren es noch 30 Prozent gewesen. Bei den übrigen Altersgruppen war der Anteil geringer, er sank von 31 Prozent bei 25- bis 34-Jährigen auf zwölf Prozent bei ab 65-Jährigen. Auch Angstsymptome wiesen Jüngere viel eher auf (siehe Grafik).

Auf politischer Ebene wird jedoch Jugendministerin Susanne Raab (ÖVP) mehr als Integrationsministerin wahrgenommen. Zum Beispiel durch die „Islamlandkarte“. These: Das hängt nicht nur damit zusammen, dass Jugendprobleme gewissermaßen Querschnittsmaterien sind, die etwa auch den Bildungs- oder den Arbeitsminister tangieren. Es ist auch eine Folge politischer Prioritätensetzungen.

Und auch sie kommen nicht irgendwoher: Parteipolitik ist immer auch Klientelpolitik. Insofern ist es schon einmal grundsätzlich ein Nachteil für die Jungen, dass sie so wenige sind. Nur elf Prozent der Wahlberechtigen sind 16 bis 24 Jahre alt. 18 Prozent gehören der um einen Jahrgang größeren Gruppe der 55- bis 64-Jährigen an. Sie hat so gesehen um ein gut ein Drittel mehr Gewicht. Ab 65 sind genau 25 Prozent.

Abgesehen davon, dass die Wahlbeteiligung unter Jungen eher niedriger ist, wählen sie alles in allem etwas stärker Mitte-Links-Parteien. Ältere zog es zum Beispiel bei der Nationalratswahl 2019 besonders zu den (ehemaligen) Großparteien: Laut einer SORA-Untersuchung kam die SPÖ bei ab 60-Jährigen auf 31 Prozent – und die Suanne Raab- und Kanzlerpartei ÖVP auf ganze 43 Prozent.

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