Alles sehr kompliziert

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ANALYSE. Das Wahlergebnis könnte darauf schließen lassen, dass es in Salzburg größere Sozialprobleme gibt als in Österreich insgesamt. Das ist nicht der Fall – aber kein Widerspruch zum Abschneiden von FPÖ und KPÖ.

Die Suche nach Daten, die zeigen könnten, wie es den Menschen in Salzburg geht, fällt am Tag nach der Landtagswahl überraschend aus. Zunächst jedenfalls. „Statistik Austria“ hat vergangene Woche neue Ergebnisse zur sozialen Lage veröffentlicht. Dabei geht es unter anderem auch um die Zufriedenheit, von null, wie überhaupt nicht zufrieden, bis zehn, wie vollkommen zufrieden. Was die Wohnsituation betrifft, liegt der Durchschnittswert in Salzburg bei 8,4, was das Leben im Allgemeinen angelangt, bei 8.0; und in Bezug auf die Wohnsituation bei 7,5.

Die Salzburgerinnen und Salzburger sind damit ziemlich genauso zufrieden wie alle Österreicherinnen und Österreicher (siehe Grafik). Im Übrigen ist die Armuts- und Ausgrenzungsgefährdung bei ihnen niedriger, gibt es eine größere Mittelschicht und eine kleinere Wohnkostenbelastung. Wobei man aufpassen muss. Das sind Durchschnittswerte und sie beziehen sich auf die Jahre 2020 bis 2022.

Allerdings: In einer weiteren Erhebung zu Krisenfolgen, die aus dem vergangenen Herbst stammt und aktueller ist, zeigt sich, dass die Verhältnisse wirklich so sind: In Salzburg geben weniger Menschen an, mit einer schweren Wohnkostenbelastung konfrontiert zu sein (13 Prozent) als in ganz Österreich (22 Prozent). Auch ist der Anteil derer niedriger, die erklären, sich bei Freizeitaktivitäten einschränken zu müssen (ein Fünftel vs. ein Viertel bundesweit).

Trotzdem triumphierten in Salzburg eine Partei (die FPÖ), deren Erzählung es ist, dass eine politische Elite die Leute hängen lässt, und eine Partei (die KPÖ), die das Thema Wohnen in den Vordergrund stellt und durch ihren Spitzenkandidaten Kay-Michael Dankl auch persönliches Engagement in der Sache demonstriert.

Wie passt das zusammen? Eine Erklärung: Man muss kein Problem haben, um Probleme zu befürchten oder zu sehen. Traditionell profitiert die FPÖ zum Beispiel von Abstiegsängsten. Diese Ängste werden in Zeiten multipler Krisen größer. Vor allem in der Mittelschicht. Sie ist in Salzburg groß.

Zweitens: Die KPÖ hat vor allem in Salzburg Stadt (21,8 Prozent) und laut SORA-Wahltagsbefragung bei Akademikern (17 Prozent) sehr großen Zuspruch erfahren. Das passt zusammen: Soziale Probleme sind in urbanen Räumen größer als in ländlichen Regionen. Der Unterschied kommt in den eingangs erwähnten Erhebungen nicht zum Ausdruck. Und Akademiker mögen zwar eher (!) weniger selbst von finanziellen Nöten betroffen sein. Es könnte aber sein, dass sie – gerade in der Immobilien-Hochpreisstadt Salzburg – eher die Notwendigkeit sehen, diesen zu begegnen – und dass sie daher ihr Vertrauen Dankl geschenkt haben, der dem im Unterschied zu Mitbewerbern unübersehbar deutlich Rechnung getragen hat.

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