Abendland schafft sich selbst ab

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BERICHT. ÖVP-Kandidatin Laura Sachslehner empört sich, dass es da und dort schon mehr Moscheen als Kirchen gebe. Wenn dem so ist, hat es bei weitem nicht nur mit Zuwanderung zu tun.

Die ÖVP betont in ihrem Wahlprogramm jüdisch-christliche Wurzeln „unseres europäischen Lebensmodells“, die FPÖ erklärt, dass radikaler Islam auch „in Konkurrenz zur traditionellen Religion des Christentums“ stehe. Sie wolle daher gegenhalten und etwa dafür sorgen, dass „das Kreuz als Symbol unserer christlich-abendländischen Geschichte und Kultur“ in den Klassenzimmern erhalten bleibt.

Dazu passend die ehemalige ÖVP-Generalsekretärin Laura Sachslehner, die nicht nur für Türkis-Blau, sondern auch um Vorzugsstimmen wirbt, um bei der Nationalratswahl am 29. September den Sprung ins Hohe Haus zu schaffen: In einem Werbespot gibt sie sich besorgt, dass es vor lauter illegaler Migration in manchen Wiener Bezirken bereits „mehr Moscheen als Kirchen“ gebe.

Was Sachslehner, aber auch ÖVP und FPÖ ausblenden, ist eine beschleunigte Säkularisierung der Gesellschaft, die exakt gar nichts mit dem Islam und muslimischen Menschen zu tun hat. Das wird durch die Kirchenstatistik deutlich: 2003 gab es in Österreich 5,8 Millionen Katholiken. Im vergangenen Jahr waren es mit 4,6 um 1,2 Millionen weniger. Auffallend: Der Rückgang hat sich verstärkt. Belief er sich von 2003 bis 2019 auf durchschnittlich knapp ein Prozent, so betrug er 2021 1,6 und seither jeweils zwei Prozent pro Jahr.

Massiver noch ist die Zahl der Gottesdienstbesucher zurückgegangen. 2003 hatte es sich (beim sogenannten Zählsonntag in der Fastenzeit) um 856.366 gehandelt. 2023 waren es mit 321.821 nicht einmal mehr halb so viele. Vor allem in der Pandemie ist es zu einem Einbruch gekommen, von dem sich die Kirche vorerst nicht erholt hat.

Übertroffen wird diese Entwicklung durch Zahlen für die Erzdiözese Wien, die die Bundeshauptstadt und die östliche Hälfte Niederösterreichs umfasst. Hier leben insgesamt fast drei Millionen Menschen. Katholisch waren im vergangenen Jahr noch etwas mehr als eine Million (1.061.349). Die Zahl der Gottesdienstbesucher hat sich seit 2003 auf 56.906 gedrittelt (!). Das entspricht der Einwohnerzahl eines nicht besonders großen Wiener Bezirkes.

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