BERICHT. Im österreichischen Schulsystem waren Tablets zu Beginn der Coronakrise ebenso rar wie eigenverantwortliches Lernen. Das rächte sich.
„Die coronavirusbedingte Umstellung auf Fernunterricht hat vor allem bei benachteiligten Schülern und Schülerinnen Kompetenzverluste gebracht“, zitiert ORF.AT eine IHS-Studie mit dem Titel „Lehren und Lernen unter Pandemiebedingungen“. Die Folge: „Durchaus gravierende Auswirkungen“ auf Bildungslaufbahnen. Zuletzt seien etwa 3800 Jugendliche, die sonst eine Lehre beginnen oder in eine weiterführende Schule wechseln würden, „unterversorgt“ gewesen; das heißt, dass sie eben keine weiterführende Schule oder Lehre begonnen haben.
Dass Distanzunterricht weniger wirkungsvoll war als herkömmlicher Unterricht, überrascht nicht. Das Schulsystem war nicht nur nicht gerüstet für die große Krise; wenn man bedenkt, wie fortgeschritten Digitalisierung im Besonderen und Bildungswissenschaften im Allgemeinen sind, war es eher prähistorisch aufgestellt.
Das ist nicht Lehrerinnen und Lehrern, sondern einer Politik anzulasten, die es verabsäumt hat, zeitgemäße Rahmenbedingungen zu schaffen. Deutlich wird das aus Befragungsergebnissen vom Mai 2020, die in die Studie eingeflossen sind.
Eine entscheidende Ressource für Fernunterricht hätten Schwerpunktsetzungen in computergestützten Unterricht („Tablet-Klassen“) oder „eigenverantwortliches Lernen“ sein können, so die Forscher. Allein: Das war die Ausnahme: Österreichweit waren nur 4,7 Prozent der Klassen sogenannte „Tablet-Klassen“, weitere 25 Prozent setzten auf „eigenverantwortliches Lernen“. Zusammen waren das keine 30 Prozent. Knapp zehn Prozent hatten eine andere Schwerpunktsetzung, rund 50 Prozent gar keine.
Wien, das neben Tirol in der Studie eigens ausgewiesen ist, weicht signifikant ab: Hier gab überhaupt es nur 3,7 Prozent „Tablet-Klassen“ und 19,5 Prozent Klassen mit Schwerpunkt „eigenverantwortliches Lernen“.
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