Gemeinsame Schule

-

ANALYSE. Schwarz-Rot-Pink will in Modellregionen die Zusammenlegung von Mittelschulen und AHS-Unterstufen ermöglichen. Wahrscheinlich kommt das jedoch zu spät.

Im Regierungsprogramm geht’s vor lauter Ankündigungen unter: Schwarz-Rot-Pink will Modellregionen für die „Gemeinsame Schule der 10- bis 12- bzw. 14-Jährigen“ erleichtern, wie es auf Seite 138 heißt. Nachsatz: „Diese Pilotprojekte sollen wissenschaftlich begleitet werden.“

Es handelt sich um ein Zugeständnis der Bundes-ÖVP an Sozialdemokraten und Neos. Sie selbst ist in den vergangenen Jahren dagegen gewesen, Mittelschulen und AHS-Unterstufen zusammenzulegen. Die Trennung mit Zehn bzw. Gymnasien sind ihr wichtig.

Jetzt legt sie sich nicht mehr quer. Wobei: Die Wahrscheinlichkeit, dass es noch zu einer Gemeinsamen Schule kommt, ist gering; es ist eher zu spät dafür. Grundsätzlich wäre nicht nur ein Bekenntnis auf Bundesebene notwendig dafür, sondern auch in den Ländern. Und dort ist ein solches rar geworden.

Mit den Grünen als Koalitionspartner an ihrer Seite haben sich Schwarze in den vergangenen Jahren in Salzburg, Tirol und Vorarlberg auf den Weg gemacht. Mehr oder weniger deutlich haben sie sich für Modellregionen ausgesprochen. Am weitesten sind sie in Vorarlberg gegangen, wo unter Führung der Pädagogischen Hochschule zur Vorbereitung auch schon Studien erstellt wurden.

Letzten Endes war Landeshauptmann und ÖVP-Chef Markus Wallner mit seinen Leuten im äußersten Westen aber doch nicht so weit, sozusagen ideologisch über den eigenen Schatten zu springen. Obwohl Industrie und Wirtschaft zu den stärksten Fürsprechern gehört hätten, weil es ihnen mit Blick auf einen drohenden Fachkräftemangel wichtig ist, dass möglichst alle möglichst weit kommen. Im Übrigen war zu dieser Zeit die Bundespolitik dagegen.

Jetzt wäre sie dafür, sind Salzburg und Vorarlberg aber schwarz-blau regiert – und da ist die Gemeinsame Schule kein Thema mehr. In Tirol ist an die Stelle von Schwarz-Grün zwar Schwarz-Rot getreten, wie hier ausgeführt gab es aber einen halben Schritt zurück: Aus dem Ruf nach einer Modellregion wurde die bloße Ansage, eine Arbeitsgruppe dazu einzurichten.

Einzig auf kommunaler Ebene, in Innsbruck, gibt es unter Führung von Bürgermeister Johannes Anzengruber (Ex-ÖVP) und Vizebürgermeisterin Elisabeth Mayr (SPÖ) noch ernsthaftes Interesse an einer Gemeinsamer Schule. Grund: In der Stadt sind die Plätze in den Gymnasien zum Leidwesen vieler Volksschülerinnen und Volksschüler besonders umkämpft.

Abgesehen davon ist nicht zu übersehen, dass die Gemeinsame Schule zwar im schwarz-rot-pinken Regierungsprogramm enthalten ist, auf der Prioritätenliste im Bildungsbereich aber weit unten steht. Vorrang hat dort so vieles andere mehr: Die Einführung eines zweiten verpflichtenden Kindergartenjahres bzw. der Ausbau der Frühpädagogik; „datenbasierte Schulentwickelung“ mit zusätzlichen Ressourcen für Standorte „mit größeren sozialen Herausforderungen“; sowie Ausbau der Schulautonomie etwa „in pädagogischen, organisatorischen, personellen und finanziellen Angelegenheiten“.

dieSubstanz.at ist ausschließlich mit Ihrer Unterstützung möglich. Unterstützen Sie dieSubstanz.at gerade jetzt >

dieSubstanz.at – als Newsletter, regelmäßig, gratis

* erforderliche Angabe


Könnte Sie auch interessieren

DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner