ANALYSE. Jeder Vierte bewertet das österreichische Bildungssystem als „äußerst schlecht“.
Die Ergebnisse der Covid19-Befragung, die das Institut für Höhere Studien (IHS) durchführen ließ, könnten den Eindruck vermitteln, Österreich seit zuletzt eher in einer schweren Bildungs-, als Gesundheits- oder Sozialkrise gesteckt: 25,2 Prozent bewerten den derzeitigen Zustand des Bildungssystems als „äußerst schlecht“. In Bezug auf das Sozialsystem tun das nur halb so viele (12,2 Prozent) und beim Gesundheitssystem überhaupt nur 10,6 Prozent. Dafür steht ebendieses nach Ansicht von 22,8 Prozent „äußerst gut“ da, während es sich beim Bildungssystem um gerade einmal 8,3 Prozent handelt. (Jeweils rund zwei Drittel geben eine „mittelmäßige“ Bewertung ab, sagen „weder gut noch schlecht“.)
Natürlich: Man muss vorsichtig sein mit der Interpretation dieser Werte. Zu viel schwingt mit. Dass Männer und all jene mit einem Hochschulabschluss und/oder bezahlter Arbeit ein wohlwollenderes Urteil über das Bildungssystem abgeben als Arbeitslose und Personen, die es nicht über einen Pflichtschulabschluss hinausgebracht haben, könnte ein Hinweis darauf sein, dass persönliche Erfahrungen eine wesentliche Rolle spielen. Sprich: Wer es weiter gebracht hat, verdankt dies selbst möglicherweise eher einem guten Bildungssystem.
Auf der anderen Seite aber gibt es Warnhinweise: Gerade in der Krise scheinen sich das Gesundheits- und das Sozialsystem ganz gut bewährt zu haben. Beim Bildungssystem gibt es eher alarmierende Entwicklungen: Die Zahl der Schulabmeldungen ist ebenso stark gestiegen wie der Anteil der Jugendlichen ohne ordentlichen Abschluss, die – wie hier berichtet – als „zu frühe Schulabgänger“ bezeichnet werden. Schulschließungen haben gerade diejenigen weiter zurückgeworfen, deren Eltern keinen Zugang zu Bildung haben. Sie waren beim Online-Unterricht zu Hause eher auf sich allein gestellt.
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