BERICHT. Zuwachsraten sind in einem niedrigen, einstelligen Prozentbereich gelandet. Allerdings: Das Ausgangsniveau ist relativ hoch.
Schweden wehrt sich gegen die Behauptung, in der COVID-19-Bekämpfung einen Sonderweg eingeschlagen zu haben. Tatsache ist jedoch, dass die Einschränkungen für Wirtschaft und Bevölkerung wesentlich geringer sind als etwa in der Schweiz, Deutschland oder Österreich. Tatsache ist im Übrigen, dass man bereit ist, einen höheren Preis zu bezahlen. So gibt es wesentlich mehr Todesfälle gemessen an der Bevölkerung.
Andererseits: Auch in Schweden gibt es keine exponentiellen Zuwächse. Im Gegenteil, die Kurven sind zuletzt flacher geworden und die – auf vier Tage – gemittelten Zuwachsraten sind im niedrigen einstelligen Prozentbereich gelandet.
Laut schwedischer Gesundheitsbehörde Folkhalsomyndigheten gab es am 28. April, mittags, 19.612 bestätigte Infektionen und 2337 Todesfälle. In den Tabellen fällt auf, dass die Zahlen in den vergangenen Tagen nicht mehr so stark gestiegen sind wie in der ersten April-Hälfte. Damals gab es z.B. um die 100 Todesopfer pro Tag. Zuletzt waren es eher um die 50.
In der COVID-19-Bekämpfung für Österreich hat Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) einst das Ziel ausgegeben, dass die Zuwachsraten in den niedrigen, einstelligen Prozentbereich sinken müssten. Das ist vor Ostern gelungen Auch in Schweden sind sie das mit einiger Verspätung: Bei den Neuinfektionen belief sich die gemittelte Zuwachsrate zuletzt auf drei, bei den Todesfällen auf ein Prozent. Dabei darf jedoch dies nicht vergessen werden: Drei Prozent von 20.000 sind nicht nichts, sondern 600.
Von einer so deutlichen Abflachung der Neuinfektionskurve wie Österreich, Deutschland oder die Schweiz ist Schweden noch entfernt. In Österreich belief sich die gemittelte Zuwachsrate zuletzt auf 0,4 Prozent.
2337 Todesfälle entsprechen in Schweden 23 pro 100.000 Einwohner. Die Schweiz hält derzeit bei 16, Bayern bei 13 und Österreich bei sechs.
Ob sich der schwedische Sonderweg bewährt hat, wird sich freilich erst weisen. Wir stehen schließlich nicht nur am Anfang der Gesundheits- sondern auch einer Wirtschafts- und Sozialkrise. Voreilige Bilanzen sind vor diesem Hintergrund nicht angebracht.
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