ANALYSE. Im Unterschied zu ihrem Nachbarn im Nordosten ist die Alpenrepublik fast ausschließlich mit Asylwerbern aus Nahost konfrontiert.
Noch immer ist in der öffentlichen Debatte nahezu ausnahmslos von syrischen Flüchtlingen die Rede. Dabei wird auf die Menschen aus dem Irak und aus Afghanistan vergessen. Zumindest in Österreich. Wie ein Vergleich der Asylstatistiken für September zeigt, ist Deutschland noch viel stärker mit Männern, Frauen und Kindern aus dem ehemaligen Jugoslawien konfrontiert. Die Unterschiede zwischen den beiden Nachbarländern sind jedenfalls enorm.
In Österreich kamen von 100 Asylwerbern 36 aus Syrien sowie 26 aus dem Irak und 22 aus Afghanistan. In Summe waren es also 84 Personen, die vor den Kriegswirren im Nahen Osten geflohen sind. In Deutschland war ihr Anteil wesentlich kleiner: Von 100 Asylwerbern kamen dort 41 aus Syrien sowie sechs aus dem Irak und fünf aus Afghanistan; unterm Strich knapp die Hälfte also.
Verhältnismäßig groß war in Deutschland die Gruppe der Menschen vom Balkan: 23 Prozent all jener, die im September von Bayern bis Schleswig-Holstein einen Asylantrag einreichten, gaben als ihr Herkunftsland Albanien (16 Prozent), Kosovo (zwei), Serbien (drei) oder Mazedonien (zwei) an.
In Österreich waren diese Gruppen im September kaum messbar; die stärkste war noch jene der Kosovaren mit 0,3 Prozent. Albaner, Serbien und Mazedonier scheinen in der Liste der „Top 15“-Herkunftsländer, die das Innenministerium führt, gar nicht auf.
Die österreichischen Behörden verzeichneten im September – laut vorläufiger Bilanz – insgesamt 10.217 Asylanträge. Im etwa zehn Mal bevölkerungsreichen Deutschland waren es 40.487.
Erratum. Durch einen Übertragungsfehler für diese Geschichte ist die Gruppe der Asylwerber aus Ex-Jugoslawien in Deutschland sowie die Gesamtzahl der Asylwerber ebendort im September auf dieSubstanz.at ursprünglich größer ausgewiesen worden. Die Zahlen sind in der vorliegenden Fassung korrigiert. JH