Wette mit dem Tod

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ZAHLEN ZUM TAG. Anzunehmen, dass die Seenotrettung von Flüchtlingen als „Ticket nach Europa“ betrachtet wird, ist zynisch. Zu groß bleibt die Wahrscheinlichkeit, dass sie umkommen.

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) engagiert sich auf europäischer Ebene gegen die Mittelmeermission „Sophia“. Und zwar mit widersprüchlichen Argumenten: Einmal unterstellt er, sie habe so viele Flüchtlinge gerettet, dass sie sich zu einem „Ticket nach Europa“ entwickelt habe (wobei er nicht Flüchtlinge, sondern „illegale Migranten“ sagt). Ein anderes Mal erklärt er, dass die Rettungsaktion „nicht das Sterben im Mittelmeer beendet“ habe.

Letzteres trifft‘s wohl eher: Mehr oder weniger parallel zum Flüchtlingsstrom hat sich die Zahl der Toten und der Vermissten entwickelt, wie den entsprechenden Daten der UN-Hilfsorganisation UNHCR zu entnehmen ist. Ausnahme: 2015, als der Strom besonders groß war, starben zwar ebenfalls viele, aber verhältnismäßig wenige. Alles in allem gilt aber ungefähr diese Faustregel: Von sämtlichen Flüchtlingen, die versuchen, über den Mittelmeerraum nach Europa zu gelangen, kommen eineinhalb Prozent nicht an.

Das ist ein sehr hoher Wert: Bei einer solchen Wahrscheinlichkeit, umzukommen, kann man nicht davon ausgehen, fix von „Sophia“ oder wem auch immer, gerettet zu werden und so jedenfalls ans Ziel zu gelangen. Im Gegenteil, es bleibt eher eine Wette mit dem Tod.

Die UNHCR-Zahlen beziehen sich auf den gesamten Mittelmeerraum. Die mit Abstand meisten Toden gibt es vor der Küste Italiens, wo „Sophia“ im Hinblick auf die Überwachung eines Waffenembargos gegenüber Libyen angesiedelt war.

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