BERICHT. Am Anfang des Bürgerkriegs stand eine Dürreperiode historischen Ausmaßes, wie eine Studie verdeutlicht.
Die Flucht Tausender Syrer ist letztendlich eine Folge des Klimawandels. Zu diesem Schluss kommt eine in Österreich kaum beachtete Studie der US-amerikanischen National Academy of Science, die bereits im Jänner dieses Jahres veröffentlicht worden ist. Demnach litten die Syrische Bevölkerung zwischen 2007 und 2010 unter einer Dürreperiode historischen Aus-maßes. Die Folge war eine Absenkung des Grundwasserspiegels und Flucht Hunderttausender syrischer Bauernfamilien in die Städte des Landes – mit entsprechenden Verteilungskonflikten dort.
Das ohnehin fragile ethnische Gefüge des autoritär regierten Staates geriet dadurch in Schieflage. Aufkommende Proteste vornehmlich jugendlicher Stadtbewohner wurden von der syrischen Exekutive brutal niedergeschlagen. Assads Regime setzt ja traditionell auf Folter, Einschüchterung und Mord, um abweichende Meinungen hintanzuhalten. Diesmal aber war die kritische Masse der Anti-Assad-Bewegung zu groß, um im Keim erstickt zu werden. Dazu kam der „arabische Frühling“, der aufgezeigt hat, dass autokratische Regime auch gestürzt werden können.
Diese Gemengelage hat zum Bürgerkrieg gegen den Tyrannen Assad geführt, an dem inzwischen auch nicht-syrische Kräfte teilnehmen. Der Krieg wiederum hat zu Millionen Flüchtlingen geführt. Einige Tausende davon sind auf Dauer in Österreich gelandet. Sie sind Opfer eines Kriegs, der durch den Klimawandel ausgelöst worden ist.
Auch wenn der Krieg in Syrien morgen vorbei wäre: die kritische Situation der Wasserversorgung bleibt aufrecht. Die Klimamodelle der National Academy of Science zeigen: „Die gesamte Region wird trockener und heißer. Die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Dürreperiode wie zwischen 2007 und 2010 hat sich inzwischen verdoppelt.“
> Zur Studie „Climate change in the Fertile Crescent and implications of the recent Syrian drought“
> Zu einem anschaulichen Comic über den Weg in den syrischen Bürgerkrieg