BERICHT. In den Gemeinden herrscht ein anderer Umgang mit Flüchtlingen als in der Bundespolitik. Auch die Stimmungslage ist unvergleichbar.
Der Auftritt des Lustenauer Bürgermeisters Kurt Fischer in der Sendung „Vorarlberg Live“ ist ebenso bemerkenswert wie die Aussagen, die er ebendort tätigte (hier ab Minute 38.30): Der ÖVP-Politiker hielt Türkisen ein „Wir sind nicht so“ entgegen. Wer angesichts der Entwicklungen in Afghanistan ausschließlich davon rede, dass sich 2015 nicht wiederholen dürfe, unterschlage die Leistungen, die Gemeinden und die Zivilgesellschaft damals erbracht hätten bei der Aufnahme von Geflüchteten.
Tatsächlich ist die Meinung der Österreicherinnen und Österreich bei weitem nicht so ablehnend, wie es Teile der Bundespolitik vermitteln. Aus dem oberösterreichischen Integrationsmonitor 2018 in diesem Blog bereits zitiert wurde etwa, dass zwar eine Mehrheit findet, dass die Grenzen dichtgemacht werden sollten, 69 Prozent aber auch erklären, dass es eine Pflicht sei, Flüchtlinge aufzunehmen und menschenwürdig unterzubringen.
Im Integrationsmonitor gibt es noch ein bemerkenswertes Ergebnis, das zu den eingangs erwähnten Fischer-Aussagen zurückführt: In Gemeinden, in denen Flüchtlinge aufgenommen wurden, fanden 70 Prozent, dass das gut funktioniert hat (20 Prozent „sehr gut“, 50 Prozent „eher gut“). Nur 27 Prozent schätzten die Sache als schlecht ein (23 Prozent als „eher schlecht“, gerade einmal vier Prozent als „sehr schlecht“).
Auffallend ist außerdem, dass in einem übergeordneten und weiter gefassten Rahmen, nämlich Oberösterreich, die Aufnahme nach Einschätzung der Befragten weniger gut funktioniert hat. Hier sprachen nur 59 Prozent von „gut“ (bzw. überhaupt nur elf Prozent von „sehr gut“) und immerhin 34 Prozent von „schlecht“.
These: In der eigenen Erfahrungswelt werden weniger große Probleme gesehen als in der Welt darüber hinaus. Wobei die Wahrnehmung dieser Welt vor allem durch Nachrichten und Politik geprägt werden bzw. durch den Spin, durch den sich diese Wahlerfolge verspricht.
dieSubstanz.at spricht Sie an? Unterstützen Sie dieSubstanz.at >