BERICHT. Die Politik sollte sich davor hüten, einen falschen Eindruck zu erwecken: Arbeitslose sind summa summarum alles andere als wohlbetucht, fit und glücklich.
Viel mehr noch als Arbeitslose, die ihr Leben ohne Job genießen, gibt es Arbeitslose, denen ganz und gar nicht nach Hängematte zumute ist. Daten, die die Statistik Austria führt, stützen diese Aussage – und sind als Kontrastprogramm zu einer Politik gedacht, die hier einen falschen Eindruck vermitteln möchte.
Im Rahmen der Gesundheitsbefragung 2019 wollte Statistik Austria wissen, wie sehr Menschen in Österreich mit ihrem Leben zufrieden sind. Dazu stellte sie eine Skala von null bis zehn bzw. von überhaupt nicht bis vollkommen zufrieden zur Verfügung. Der Durchschnitt aller Antworten lag bei 8,0. Sprich: Alles in allem ist die Zufriedenheit groß. Es gibt jedoch Unterschiede: Bei Erwerbstätigen kam sogar ein Durchschnittswert von 8,3 heraus. Bei Arbeitslosen war dieser Wert mit 6,8 jedoch sehr niedrig.
Arbeitslosigkeit macht im Übrigen eher arm: 14 Prozent aller Menschen sind laut jüngster EU-SILC-Erhebung armutsgefährdet. Bei Erwerbstätigen sind es mit sieben Prozent halb so viele, bei Arbeitslosen mit 36 Prozent zweieinhalb Mal mehr.
Auch der gesundheitliche Zustand unterscheidet sich nach soziodemographischen Merkmalen markant, eine Statistik-Austria-Erhebung aus dem Jahr 2019 zeigt: 30 Prozent der Gesamtbevölkerung klagen über Einschränkungen im Alltagsleben. Bei Erwerbstätigen sind es zehn, bei Arbeitslosen hingegen 41 Prozent.
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Es ist ein Fehler, von „den Arbeitslosen“ zu sprechen. Ähnlich wenn man „vom Volk“ spricht. Ich stelle fest, dass es viele Ursachen gibt warum Menschen ohne geregeltes Arbeitsverhältnis sind.
Das kann psychische oder andere gesundheitliche Ursachen ebenso haben wie fehlende Qualifikation, fehlende Kinderbetreuung, oder mangelnde Verkehrsverbindungen.
Und letztlich gibt es sicher auch intelligente Beschäftigungslose, die neben der AL-Entschädigung eine geringfügige Beschäftigung oder Pfuscharbeit machen, um ein durchschnittliches Einkommen zu erzielen. Darüber hinaus ist Einkommen immer eine Frage der individuellen Ansprüche. Es gibt auch genügsame gesunde Menschen, die alleine oder mit einem Partner leben, der für den Lebensunterhalt sorgt.
Ich wehre mich nur gegen einfache und monokausale Bewertungen – das Thema Arbeitslosigkeit kann keinesfalls auf die Begriffe alle sind faul, oder alle Arbeitslose sind arm arbeitswillig und bildungshungrig.
Das Thema verdient eine diffizilere Ursachenforschung.