#Kopftuch Verhängnisvolle Verbote

ANALYSE. Katholiken sind in Österreich auf dem Weg zur Minderheit. Umso mehr sollte es auch in ihrem Interesse sein, dass endlich die Grund- und Freiheitsrechte gestärkt werden, die nicht zuletzt auch Mehrheiten gewisse Grenzen setzen.

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ANALYSE. Katholiken sind in Österreich auf dem Weg zur Minderheit. Umso mehr sollte es auch in ihrem Interesse sein, dass endlich die Grund- und Freiheitsrechte gestärkt werden, die nicht zuletzt auch Mehrheiten gewisse Grenzen setzen.

Bei Vizekanzler und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache ist es ein bisschen zweifelhaft, warum er zum Beispiel ein Kopftuchverbot für Mädchen in Kindergärten und Volksschulen fordert. Immerhin hat er in der Vergangenheit schon öfter festgestellt, dass Österreich zum christlichen Abendland gehöre. Da müssen solche Maßnahmen auch als Teil eines gewissen Abwehrkampfes betrachtet werden.

Ein solches Motiv wäre jedenfalls verhängnisvoll: Katholiken sind in Österreich auf dem Weg zur Minderheit. In Wien sind sie es mit einem Anteil von 35 Prozent schon. 2046 werden es – je nach Zuwanderung – einer Studie des Integrationsfonds zufolge überhaupt nur noch 22 bis 26 Prozent sein. Wobei dann entweder Muslime oder Konfessionslose vorne liegen werden; und unter Umständen sogar beide Katholiken auf Platz drei verweisen werden.

Das zeigt, dass eine Mehrheit zur Verteidigung des christlichen Abendlandes auf Dauer äußerst ungewiss ist. Und dass die, die sich in seinen Dienst stellen, schon von da her schlecht beraten sind, sich auf Verbote für Andersgläubige zu versteifen: Das Blatt könnte sich gegen sie wenden.

Wobei dieser Kampf entlarvend ist: Aufklärung, die seit Jahrhunderten zu demokratischen Grundrechtsstaaten geführt hat, ist daran eher vorbei gegangen. Sonst würde der Staat nicht primär als Beschützer christlicher Werte und katholischer Feiertage, wie zuletzt Ostern, betrachtet werden.

Aber das ist ein Stück weit bezeichnend für Österreich: Grund- und Freiheitsrechte inkl. der Pflichten, die damit zusammenhängen, stehen nicht im Zentrum; folglich gibt es auch keinen Verfassungspatriotismus, dem sie wichtiger sind als Sprache, Abstammung und Religionsbekenntnis. Diesbezüglich gibt es erhöhten Nachholbedarf; und zwar gerade jetzt, wo es so viele Zuwanderer aus Ländern gibt, in denen Aufklärung und der Schutz von Minderheiten nicht einmal vom Hörensagen bekannt ist.

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