ZAHLEN ZUM TAG. Im vergangenen Jahr gab es in Österreich 90.000 Asylwerber. Gleichzeitig haben Tausende das Land wieder verlassen. Das zeigt die Wanderungsstatistik.
Auf Regierungsebene spitzt sich die Auseinandersetzung zu: Welche Asylzahlen sollen herangezogen werden, um einen Notstand ausrufen und die Grenzen de facto dicht machen zu können? Innen- und Außenministerium stützen sich auf die Antragsstatistik, die bemerkenswerterweise auch im jüngsten Integrationsbericht enthalten ist. Dabei sagt sie nichts darüber aus, wie viele Flüchtlinge tatsächlich in Österreich bleiben. Das sind nämlich viel weniger, wie ein Blick in die Wanderungsstatistik zeigt, die die die Statistik Austria veröffentlicht hat.
88.151 Asylanträge gab es im vergangenen Jahr. Was noch nicht besonders viel heißt: Ebenfalls im vergangenen Jahr endeten nämlich nur gut die Hälfte der Verfahren (insgesamt 48 Prozent) mit einer Asylgewährung oder der Zuerkennung eines subsidiären Schutzes. 30 Prozent gingen mit einer Ablehnung aus – und 23 Prozent wurden eingestellt. In der Regel, weil der Antragsteller nicht mehr verfügbar war. Wofür es zwei Erklärungen gibt: Er ist untergetaucht; oder er hat Österreich wieder verlassen.
Darauf, dass ein beträchtlicher Teil das Weite suchte, lässt die Wanderungsstatistik schließen. Von afghanischen Staatsangehörigen gab es 2015 etwa 25.475 Asylanträge; der Wanderungssaldo (Zu- abzüglich Abwanderung) betrug bei dieser Gruppe aber 18.609. Nicht ganz so extrem war der Unterschied bei Syrern; mit 24.538 zu 21.903 war er aber auch bei ihnen erheblich. Insgesamt kommt man bei den 10 Staatsbürgerschaften mit den meisten Asylanträgen auf 79.892 Anträge – aber nur einen Wanderungssaldo von 60.771.