Auch Platter stapelt tief

ANALYSE. Tiroler Landtagswahl: Warum die ÖVP mit deutlich mehr als 40 Prozent rechnen kann und es darüber hinaus eher Überraschungen geben wird. 

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ANALYSE. Tiroler Landtagswahl: Warum die ÖVP mit deutlich mehr als 40 Prozent rechnen kann und es darüber hinaus eher Überraschungen geben wird.

Was wird ein Spitzenkandidat in aller Öffentlichkeit ein Wahlziel definieren, das es nicht mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit erreichen kann? Also: Vor der nö. Landtagswahl Ende Jänner sprach die dortige ÖVP-Chefin und Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner von 45 Prozent; geschafft hat sie dann gut 50 Prozent. Und jetzt spricht der Tiroler ÖVP-Chef und Landeshauptmann Günther Platter im Hinblick auf den dortigen Urnengang am 25. Februar von 40 Prozent. Was eher noch mehr Tiefstapelei ist.

Die Ausgangslage für die Tiroler Volkspartei könnte besser nicht sein.

Die Ausgangslage für die Tiroler Volkspartei könnte besser nicht sein: Zwar könnten ihr Mittbewerber wie die Freiheitlichen und die erstmals auf dieser Ebene kandidierenden Neos zu schaffen machen. Entwicklungen bei einigen anderen Parteien, die ihr in der Vergangenheit auch den einen oder anderen Anhänger abgenommen haben, dürften das aber mehr als aufwiegen. Doch eines nach dem anderen.

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Dass die Tiroler ÖVP einst die Absolute verlor, ist auf eine Art Spin-offs zurückzuführen, die aus ihr heraus entstanden sind und die sich dann weiter vervielfältig haben. Sie haben der Partei sehr, sehr weh getan: Allen voran die Liste von Ex-ÖAAB-Mann Fritz Dinkhauser, die 2008 auf über 18 Prozent gekommen ist. Von ihr hat hat sich später wiederum die Liste von Transitgegner Fritz Gurgiser abgespalten. Auch eher aus dem ÖVP-Lager kommt schließlich Vorwärts Tirol. Sie alle haben ihre besten Zeiten nun allerdings hinter sich, sind zerstritten oder kandidieren nicht mehr (Gurgiser). Auch nicht mehr im Rennen ist das Team Stronach, das 2013 gut dreieinhalb Prozent erreichte.

Unterm Strich heißt das, dass die ÖVP von signifikanten Zugewinnen ausgehen kann. Wie im Übrigen auch die Freiheitlichen, die 2013 auf gerade einmal 9,3 Prozent gekommen sind. Was nicht einmal der Hälfte ihres bisher besten Ergebnisses entsprochen hat (19,6 Prozent 1999).

In Innsbruck kamen bei Nationalratswahlen zuletzt einmal die Grünen und einmal die Sozialdemokraten auf Platz eins. 

Summa summarum ist der Wählermarkt in Tirol schon allein vor diesem Hintergrund in Bewegung, wie es in Österreich in der Vergangenheit noch kaum einer war. Dazu kommt, dass sich das Land in einem gesellschaftlichen Wandel befindet, der so groß ist, dass er sich auch auf die politischen Mehrheitsverhältnisse auswirkt: Bei den letzten beiden Nationalratswahlen war nicht die ÖVP die stärkste Partei in der immerhin 125.000 Einwohner zählenden Landeshauptstadt Innsbruck: Am 17. Oktober 2017 waren es die Sozialdemokraten, die dort (von niedrigem Niveau ausgehend) im Übrigen auch die größten Zugewinne erreichten. Und 2013 die Grünen, was sie nun zumindest hoffen lassen kann, kein ganz großes Debakel zu erleiden. Im ziemlich urbanen Großraum von Innsbruck liegt auch die Chance der Neos, den Einzug in den Landtag zu schaffen; dort haben sie bisher immer weit überdurchschnittliche Ergebnisse gezielt.

Ländliche Gebiete wiederum können Günther Platter für die ÖVP noch zuversichtlicher werden lassen. Was sein Bundesparteiobmann Sebastian Kurz bei der Nationalratswahl 2017 geschafft hat, sollte ihm bei allen Unterschieden, die es naturgemäß gibt, jedenfalls auch gelingen; 45 Prozent oder mehr nämlich in gleich vier Bezirken (Kitzbühel, Reutte, Landeck, Lienz).

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