ZAHLEN ZUM TAG. In den 2020ern wird das Wirtschaftswachstum im Durchschnitt wohl zum ersten Mal seit Generationen weniger als ein Prozent betragen.
Das Wirtschaftsforschungsinstitut WIFO hat eine ernüchternde Mittelfristprognose veröffentlicht: Nach einem Einbruch in der Coronakrise und einem Rückgang im vergangenen Jahr (minus 0,8 Prozent) dürfte das reale BIP 2025 bis 2028 nur in einem bescheidenen Ausmaß von 1,1 bis 1,8 Prozent pro Jahr waschen. Kommt es dazu, wird es in den 2020er Jahren wohl erstmals in der jüngeren Geschichte ein Plus von durchschnittlich weniger als einem Prozent pro Jahr geben. Zum Vergleich: In den 1990ern hatte es sich um durchschnittlich 2,7, in den 2000ern um 1,7 und in den 2010er Jahren um 1,5 Prozent gehandelt. Von den 1950er und 1960er Jahren (plus 6,4 bzw. plus 4,9 Prozent) gar nicht zu reden.
Ausschlaggebend sind viele Faktoren: In der Coronakrise war es zu einem massiven Einbruch gekommen. Es folgten die Energie- und die Teuerungskrise. Der aktuelle Ausblick wiederum ist laut WIFO nicht nur vom internationalen Konjunkturverlauf geprägt, sondern auch vom Arbeitskräftemangel. Das trübe den Verlauf.
Wie sich die Wirtschaftsleistung entwickelt, ist schwer abschätzbar. Zur Prognose heißt es ausdrücklich, dass sie „mit zahlreichen Abwärtsrisiken konfrontiert“ sei: „Erneute Lieferengpässe und starke Preisanstiege bei Energie, Getreide und Rohstoffen würden die Wirtschaftsentwicklung deutlich belasten. Dies gilt auch für das Auftreten neuer (gefährlicherer) Varianten des SARS-CoV-2- Virus.“
Dem nächsten Finanzminister, der nächsten Finanzministerin drohen laut WIFO übrigens Schwierigkeiten: Die Staatsschuldenquote wird voraussichtlich bei rund 80 Prozent des BIP bleiben und somit erheblich über den Vorgaben des revidierten Europäischen Fiskalrahmens liegen. Das würde die Einleitung eines Verfahrens wegen eines „übermäßigen Defizits“ gegen Österreich mit sich bringen.