Alles relativ

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BERICHT. Nationalbank-Ökonomen widersprechen der Erzählung, dass es in Österreich eine große Insolvenzwelle gebe. Man solle sich nicht täuschen lassen.

Per se seien Insolvenzen keine negativen Ereignisse, sondern wesentliche Mechanismen der Strukturanpassung in modernen Marktwirtschaften mit beschränkter Haftung, schreiben Nationalbank-Ökonomen in einer Studie, die hier gerade veröffentlich worden ist: In Österreich würden sie jedoch „oft missverstanden und durch Schlagzeilen verfolgt, die ihre wirtschaftliche Funktion verschleiern. Darüber hinaus werden diese Zahlen häufig von Interessengruppen instrumentalisiert, um Krisennarrative zu schaffen, öffentliche Unterstützung zu mobilisieren und Druck für eine förderliche Politik oder steuerfinanzierte Unterstützung auszuüben.“

Einfache Insolvenzzahlen würden jedenfalls nur begrenzt Erkenntnisse liefern. Sie würden die Heterogenität die Unternehmen genauso ignorieren wie eine grundsätzlich erhebliche Dynamik. Damit gemeint sind Unternehmensgründungen und -abgänge.

Vom Boden- bis zum Neusiedlersee sind in den vergangenen Jahren seit 2019 immer deutlich mehr Unternehmen gegründet worden. 2021 handelte es sich um rund 20.200. Gleichzeitig gab es damals nur gut 9100 Abgänge, darunter auch durch Insolvenzen. Selbst im jüngsten Krisenjahr (2024) gab es um rund 6.700 mehr Gründungen als Abgänge. Unterm Strich ist die Zahl der Unternehmen damit seit 2019 um rund 40.000 auf knapp 280.000 gestiegen.

Gemessen an der Gesamtzahl der Unternehmen belief sich die Insolvenzrate 2019 auf 0,9 Prozent und ging dann 2020 und 2021 auf jeweils 0,6 Prozent zurück. Seither steigt sie wieder und betrug erst 2023 wieder 0,9 Prozent. Im vergangenen Jahr machte sie 1,1 Prozent aus.

Die Nationalbank-Ökonomen haben auch gewichtete Insolvenzraten basierend auf dem Gesamtvermögen, der Beschäftigung und dem Bankkreditrisiken ermittelt. Ergebnis: Wirtschaftlich bedeutende Unternehmen würden weniger wahrscheinlich insolvent werden. Insolvenzen würden sich eher auf kleine Unternehmen konzentrieren.

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