Wlazny überschätzt sich

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ANALYSE. Für den Mann, der die Bierpartei ist, wird es schwieriger, ins Hohe Haus zu kommen, als er selbst offenbar meint.

Als Dominik Wlazny ankündigte, als Bierpartei bei der Nationalratswahl anzutreten, meinte er beiläufig, in den Zentralen der anderen Parteien werde das wohl für „Schnappatmung“ sorgen. Ha! Der Mann überschätzt sich. Mag schon sein, dass die Balken in Umfragen sehr hoch raufgehen für ihn, ja dass er bei der Bundespräsidenten-Wahl 2022 groß gepunktet hat. Und natürlich ist er ein ernstzunehmender Mitbewerber für Grüne und Neos genauso wie für Freiheitliche, wie Wählerstromanalysen zu ebenjener Wahl zeigen. Gewonnen hat er aber noch nichts. Im Gegenteil.

Es gibt ein paar Dinge, die es Wlazny schwermachen, sich als Anti-Establishment-Vertreter zu behaupten. Bisher hat er vom starken Vertrauensverlust bestehender Parteien und Politiker profitiert. All jenen, die unzufrieden sind, bot er einen alternativen Zugang zu dem von Kickl. Während dieser ausschließlich destruktiv zerschlagen möchte, will er einfach nur ein guter Mensch sein.

Darüber sollte man sich nicht lustig machen, es ist immerhin etwas. Aber viel zu wenig für einen nachhaltigen Erfolg, wie Wlazny bereits zu spüren bekommen hat. Ursprünglich wollte er bis Ende April auf 20.000 Mitglieder kommen, um den Wahlkampf finanzieren zu können. Davon ist er jedoch weit entfernt geblieben. Das Glas ist (in seinen Worten) nur halb voll geworden. Bezeichnend: Das war es schon vor einigen Wochen. Es ist also nichts mehr weitergegangen.

Wlazny irritiert im Übrigen gleich einmal. Bei seiner Ankündigung, bei der Wahl zu kandidieren, ließ er keine Fragen zu: Was ist denn das für ein Demokratieverständnis? Es zeugt eher von der Absicht „Message Control“ zu betreiben. Genauer: Wer bereit ist, in der demokratischen Auseinandersetzung aktiv mitzuwirken, muss dies offen tun. Er muss sich auch hinterfragen lassen. Sonst diskreditiert er sich.

Es kommt im Übrigen erstens anders als man zweites denkt. Sprich: Umfragewerte von heute sind wertlos. Im Falle von Wlazny heißt das nicht, dass er den Einzug ins Hohe Haus am Ende des Tages fix verfehlen wird, es bedeutet aber, dass er sich ganz und gar nicht sicher sein kann, die 4-Prozent-Hürde zu schaffen.

Erstens: Ab sofort muss er liefern. Cool sein und sympathisch wirken reicht nicht. Er muss sich in der Härte der politischen Auseinandersetzung behaupten, wenn schon keine Konzepte, dann Ansagen präsentieren und auch Fragen zulassen.

Zweitens: Bei der Bundespräsidenten-Wahl hat er davon profitiert, dass Alexander Van der Bellen vielen Grünen-Anhängern zu zurückhaltend geworden ist, dass Neos-Sympathisanten keinen eigenen Kandidaten und Freiheitliche nur den blassen Walter Rosenkranz zur Auswahl hatten. Einige von ihnen zog es daher zu ihm.

Drittens: Die politischen Mitbewerber schlafen nicht. Bestes Beispiel: Die Grünen haben de facto schon auf (einen wie) Wlazny reagiert. Und zwar, indem sie Lena Schilling zur Spitzenkandidatin bei der Europawahl gemacht haben. Viel hat dagegengesprochen: Dass sie der grundsätzlichen Schicksalsphase der EU nicht gerecht wird. Dass sie nicht pragmatisch, sondern kompromisslos ist. Dass sie keine Politikerin, sondern Aktivistin ist. Genau das könnte jedoch ein Argument für sie sein. Es ist ein Experiment. Am 9. Juni, dem Wahltag, wird man wissen, ob es gelingt.

Viertens: Sollte sich Wlazny im Wahlkampf behaupten können, bleibt vollkommen offen, was das für die Mehrheitsverhältnisse insgesamt bedeutet. Zumal er zumindest alle Voraussetzungen mitbringt, Wähler anzusprechen, die sonst vielleicht zu Hause bleiben würden.

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