ANALYSE. Wie groß ist das Problem wirklich? Solche Fragen spielen keine Rolle. Nicht einmal Stimmen aus Ländern, die am ehesten davon betroffen sein müssten, werden gehört.
Die Debatte über ein Kopftuchverbot für Kindergarten- und Volksschulmädchen ist entweder gefühlsbetont oder theoretisch. Beides ist naheliegend: Mit Gefühlen lässt sich für Politiker bis hinauf zu Regierungsvertretern gut arbeiten. Und wenn man keinen größeren Praxisbezug hat, dann kann man zur Versachlichung immer noch auf Grundrechtsfragen ausweichen.
Nicht einmal ignoriert werden in der laufenden Debatte Stimmen aus den Ländern, die am ehesten davon betroffen sein müssten; nämlich aus Wien und Vorarlberg, wo der Anteil der Personen mit Migrationshintergrund und damit wohl auch der der muslimischen Bevölkerung am größten ist.
Diese Stimmen würden den einen oder anderen Politiker ernüchtern. Wobei sie Vorbehalte, die der Wiener Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky anmeldet, vielleicht noch mit dem Hinweis abtun könnten, dass das ein Sozialdemokrat sei; ein Vertreter der Opposition also. Okay.
Was aber ist mit der Vorarlberger Bildungslandesrätin Barbara Schöbi-Fink? Sie gehört der ÖVP von Kanzler Sebastian Kurz an, der auf ein Kopftuchverbot drängt; und sie lässt in den Vorarlberger Nachrichten mit einem bemerkenswerten Kommentar aufhorchen: Das Kopftuch in Kindergärten und Volksschulen sei im Land eigentlich kein Thema. Und: In Vorarlberg wäre man nicht auf die Idee gekommen, ein Verbot einzuführen. Nachsatz: „In Ballungsräumen kann das anders sein“. Doch Schöbi-Fink will „keine Probleme herbeireden und auch keine Debatte im Land vorantreiben, die mehr spaltet als verbindet“.
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