Bischöfe und Wirklichkeit

ZAHLEN ZUM TAG. Würdenträger kämpfen für die Privilegierung der Ehe. Dabei verkennen sie gesellschaftliche Entwicklungen. 

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ZAHLEN ZUM TAG. Würdenträger kämpfen für die Privilegierung der Ehe. Dabei verkennen sie gesellschaftliche Entwicklungen.

Die Bischofskonferenz müsste sich ja nicht auf das „Jahr der Barmherzigkeit“ besinnen, das die Katholische Kirche heuer ausgerufen hat. Sie könnte einfach die gesellschaftlichen Entwicklungen sehen. Dann würden sie die Regierungspläne sehr wahrscheinlich anders beurteilen; vorgesehen ist, „Eingetragene Partnerschaften“ gleichgeschlechtlicher Paare in zwei Punkten an Ehen heranzuführen – sie sollen vor dem Standesamt geschlossen werden können, und außerdem soll ein Familienname eingeführt werden.

Der Bischofskonferenz geht das zu weit. Sie kämpft weiter für eine grundsätzliche Privilegierung der Ehe. Dabei ist diese für immer mehr heterosexuelle Paare keine Regel mehr: Man kann auch ohne zusammenleben. In den 1970er Jahren war das anders. Ein Mann und eine Frau, die einen Haushalt teilten, waren in 97 Prozent der Fälle verheiratet; heute sind es nur noch 82 Prozent.

Noch deutlicher werden die Veränderungen in einer anderen Hinsicht: Kinder kriegen ohne verheiratet zu sein, war vor gar nicht allzu langer Zeit ein Unding. Heute ist das ganz normal: Allein seit 1995 hat sich der Anteil unehelich Geborener von 27,4 auf 42,1 Prozent erhöht. In Kärnten ist es mit 53 Prozent gar schon mehr als die Hälfte, in der Steiermark mit 49,6 Prozent beinahe. Mit ihrem Ruf nach einer Privilegierung der Ehe läuft die Kirche also Gefahr, wachsende Gesellschaftsgruppen auszugrenzen – wie sie das auch durch ihren Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen oder eben Homosexuellen tut.

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