ANALYSE. Bereits eine Mehrheit der alten Frauen lebt allein. Und Angehörige, die helfen könnten, werden rar.
Wer möchte im Fall des Falles nicht zu Hause gepflegt werden? Eben. Das trifft sich im Übrigen gut mit der politischen Absichtserklärung, Pflege daheim auszubauen. Zumal sie viel günstiger ist als eine Heimpflege. Allein: Zunehmende Einsamkeit macht der Sache einen Strich durch die Rechnung.
Statistik Austria hat gerade Zahlen zur Zusammensetzung österreichischer Haushalte im vergangenen Jahr veröffentlicht. Rund eineinhalb Millionen werden durch eine einzige Person gebildet. Gewöhnlich spricht man daher von Single-Haushalten – und denkt dabei zum Beispiel an junge Leute, die die Freiheit noch in vollen Zügen genießen. Das ist jedoch knapp daneben. Die meisten „Single-Haushalte“ sind alt.
Das unterstreicht eine Gegenüberstellung Alleinlebender mit der Gesamtbevölkerung nach Alter im Jahresdurchschnitt 2018. Ergebnis: Bei 25- bis 29-Jährigen gibt es einen größeren Single-Anteil. Bei Männern beträgt er 23, bei Frauen 18 Prozent. Bei beiden geht er dann – in der Regel wohl in Folge einer Familienbildung – mehr oder weniger stark zurück.
Im Alter wartet jedoch die große Einsamkeit im Sinne eines Alleinlebens (selbstverständlich kann auch eine solche Person sehr viele soziale Kontakte pflegen). Konkret: Bei den 75- bis 79-Jährigen beträgt der Anteil bei Männern 21 und bei Frauen 45 Prozent. Bei 80- bis 84-Jährigen sind es bei Männern ähnlich viele, bei Frauen mit 51 Prozent aber gar mehr als die Hälfte. Naheliegende Erklärung: Frauen haben eine größere Lebenserwartung, sie bleiben daher eher allein zurück. In weiterer Folge beträgt der Anteil bei ihnen im Übrigen „nur“ 50 Prozent. Wahrscheinlich darum: Wenn’s gar nicht mehr geht, wird der Wechsel in ein Heim unumgänglich.
Das Pflegeproblem bei alledem: Mit helfenden Angehörigen wird’s unter diesen Umständen schwierig. Wenn es überhaupt welche gibt, wohnen sie eben nicht mit den Älteren zusammen. Womit etwa aufkommende Demenz nicht gleich erkannt wird. Und so weiter und so fort.
Und überhaupt: Angehörige werden rar, weil Familien immer kleiner werden. Das ist das eine. Das andere: Angehörige, wie Frauen, an denen Betreuungstätigkeiten meist noch immer hängen bleiben, sind zunehmend erwerbstätig.
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